Eilf

[1678] Eilf, eine Grundzahl, welche die nächste Zahl nach zehen ist, und in allen Fällen unverändert bleibet, sie mag den Artikel oder das Vorwort vor sich, und das Hauptwort nach sich haben, oder nicht. Die eilf Männer, Frauen, Häuser u.s.f. Ich komme um eilf Uhr. Es waren ihrer eilf. Nur alsdann, wenn es ohne Hauptwort stehet, und ein Wort vorher gehet, welches die dritte oder sechste Endung erfordert, nimmt es nach dem Beyspiele anderer Grundzahlen am Ende ein en an. Er kam noch vor eilfen, d.i. vor eilf Uhr. Und sie gingen wieder vom Grabe und verkündigten das alles den Eilfen, Luc. 24, 9. Da trat Petrus auf mit den Eilfen, Apostelg. 2, 14. Einige hängen in diesem Falle auch den übrigen Endungen ein e an. Da die Eilfe zu Tische saßen, Marc. 16, 14. Und fanden die[1678] Eilfe versammelt, Luc. 24, 33; wozu aber nicht der geringste Grund vorhanden ist.

Anm. Dieses Wort lautet in dem Salischen Gesetze anilaf, bey dem Kero cinilif, bey dem Tatian in der dritten Endung then einlivin, bey dem Ottfried einlif. Die Sächsische und die verwandten Mundarten haben statt des Doppellautes ein a, ä oder e, wie das Angels. aendlefen, endleof, endlyfa, das Gothische andlefen, das Schwed. ellofwa, das Isländ. ellefu, das Nieders. elf, olf, das Holl. elf, das Engl. eleven, das Dän. elleve. Die Hochdeutschen haben in diesem Worte und dessen Ableitungen und Zusammensetzungen von den Oberdeutschen die Schreibart, von den Niederdeutschen aber die Aussprache behalten, indem sie es, wenigstens im gemeinen Leben, elf, elfte, u.s.f. aussprechen. Es ist wohl sehr wahrscheinlich, daß dieses Wort aus ein und dem alten leiben, Angels. lyfan, übrig bleiben, (S. Bleiben,) Engl. to leave, übrig lassen, zusammen gesetzet ist, und eigentlich eins über zehen, so wie zwölf zwey über zehen, bedeutet. Im Wendischen heißt diese Zahl enaist, d.i. einzehen.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 1. Leipzig 1793, S. 1678-1679.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien:
Ähnliche Einträge in anderen Lexika