Einöde, die

[1726] Die Einöde, plur. die -n, eine wüste unbewohnte Gegend. In der Einöde wohnen. Er fand ihn in der Wüsten, in der dürren Einöde, 5 Mos. 32, 10. Da sollen die Städte wüste und die Höhen zur Einöde werden, Ezech. 6, 6. Da in dem bevölkerten Deutschlande die Einöden etwas Seltenes sind, so gebraucht man im Hochdeutschen dieses Wort am häufigsten figürlich von wüsten, verfallenen, verwilderten Örtern. Das Haus ist eine wahre Einöde.

Anm. Dieses Wort lautet bey dem Ottfried Einoti, bey dem Notker Einote. Es scheinet sehr natürlich zu seyn, dieses Wort von öde herzuleiten, zumahl da für Einöde ehedem auch das einfache Hauptwort Öde üblich war, wie aus dem Gothischen Authids, dem Isländ. Eide, Audn, dem Schwed. Öde, und dem Holländ. Oode erhellet. Freylich bleibt alsdann die Bedeutung des Wortes ein noch ein wenig dunkel. Frisch und andere halten daher die letzte Hälfte dieses Wortes für die bloße Endung der Abstractorum, und glauben, daß aus Einete, durch Unwissenheit der Herkunft, Einöde gemacht worden. Einöde würde also eigentlich die Einsamkeit bedeuten, oder den Zustand da man allein und von andern Menschen abgesondert ist. Allein diese Bedeutung streitet doch wider den Gebrauch, da Einöde jederzeit von einer wüsten, unbewohnten Gegend vorkommt. S. Öde.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 1. Leipzig 1793, S. 1726.
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