Einander

[1686] Einánder, adv. oder pronom. indecl. welches aus der R.A. einer den andern, einer dem andern u.s.f. zusammen gezogen ist, und von dem gegenseitigen Verhältnisse nicht nur zweyer, sondern auch mehrerer Dinge gegen sich gebraucht wird. 1) Eigentlich. Wir begegneten einander, d.i. einer von uns beyden begegnete dem andern. Sie hindern einander. Einander lieben, betriegen u.s.f. Wir sind einander von Kindheit an gut gewesen, Weiße. Man kann einander in allen Ehren lieben, Gell. Ingleichen mit Vorwörtern; welche aber nicht mit diesem Worte zusammen gezogen werden müssen. Wir wohnen, wir stoßen an einander. An einander hängen, binden. Im gemeinen Leben auch von einer zusammen hängenden Zeitdauer. Es regnete drey Tage an einander. Auf einander folgen, liegen, sitzen, stehen u.s.f. Aus einander gehen, laufen, bringen, treiben. Wir wollen sehen, wie wir mit ihr aus einander kommen, Gell. Alles durch einander werfen. Hier lieget alles verworren durch einander. Es regnet und schneyet durch einander. Sie sind für einander[1686] geboren. Man muß es gegen einander halten. Hinter einander gehen. In einander wickeln, fügen. Was habt ihr denn mit einander vor? Mit einander zanken. Nach einander gehen, kommen. Sie gingen nach einander fort. Neben einander wohnen, stehen. Von einander reißen, trennen. Über einander werfen. Alles unter einander mischen. Sie sind alle wider einander. 2) Figürlich, für insgesammt, in Gesellschaft des Vorwortes mit; doch nur im gemeinen Leben. Alles Fleisch mit einander wird sehen, Es. 40, 5. Tannen, Buchen und Buchsbaum mit einander, Kap. 41, 19. Laß sich versammeln, und kommen mit einander herzu die Helden der Heiden, Es. 45, 20.

Anm. Bey dem Notker lautet dieses Wort noch getheilt, einero andere; allein schon in den Monseeischen Glossen heißt es im Dativo einandremo, und im Oberdeutschen, besonders in der Schweiz, wird es noch heut zu Tage decliniret. Bey einanderen wohnen, Bluntschli. Die Niedersachsen gebrauchen dafür malkander, von malk, ein jeder, jemand. Einander hat den Ton gewöhnlich auf der mittelsten Sylbe; wenn aber ein Vorwort vorhanden ist, so wirft es den Hauptton auf dieses, und die Sylbe an behält nur einen schwachen Nebenton. S. 1 Ein II.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 1. Leipzig 1793, S. 1686-1687.
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