Einbilden

[1688] Einbilden, verb. reg. act. 1. * Eigentlich, das Bild einer Sache einer andern einverleiben; in welcher im Hochdeutschen völlig ungewöhnlichen Bedeutung es noch bey dem Opitz heißt: Ich fand[1688] in ihr dich so gebildet ein, für abgebildet. 2. Figürlich, als ein Reciprocum, sich einbilden, sich in Gedanken ein Bild, eine Vorstellung von einer Sache machen. 1) Überhaupt. Ich konnte es mir leicht einbilden, daß es so kommen würde. Ich kann mir unmöglich einbilden, daß er dieser Boßheit fähig seyn sollte. Das konnte ich mir einbilden, daß sie mir widersprechen werden, Gell. Ehedem war auch das einfache bilden in diesem Verstande üblich.


Ey wenn ich bilde mir ir zuht

So wirt mein muot u.s.f.

König Wenzel.


2) In engerer Bedeutung, mit verschiedenen Nebenbegriffen und Einschränkungen. (a) * Sich Hoffnung auf etwas machen; ein im Hochdeutschen ungewöhnlicher Gebrauch. Ich bilde steif mir Gottes Beystand ein, Opitz. (b) Sich eine ungegründete Vorstellung, einen falschen Begriff machen. Bilde dir doch das nicht ein. Er bildet sich ein, alle Leute wären so wie er. Sich etwas steif und fest einbilden, im gemeinen Leben. Auch active, einem etwas einbilden, ihn bewegen eine ungegründete Sache für wahr zu halten, kommt zuweilen vor. Eine eingebildete Hoffnung, eine ungegründete Hoffnung. (c) Sich eine ungegründete Vorstellung von seinen eigenen Vollkommenheiten machen. Er bildet sich viel ein. Er bildet sich nichts geringes ein. Darauf darfst du dir nichts einbilden, du hast nicht Ursache stolz darauf zu seyn. Was bildest du dir ein? Wozu verleitet dich dein Stolz? Ein eingebildeter Mensch, der sich viel einbildet, ein stolzer Mensch; in den niedrigen Sprecharten ein einbildischer oder einbilderischer Mensch.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 1. Leipzig 1793, S. 1688-1689.
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