Einfallen

[1695] Einfallen, verb. irreg. neutr. (S. Fallen,) welches das Hülfswort seyn erfordert.

[1695] 1. Hinein fallen, in etwas fallen. 1) Eigentlich, in eine dazu bestimmte Öffnung fallen, von verschiedenen Werkzeugen. Die Klinke fällt nicht gut ein, nehmlich in die bestimmte Öffnung. 2) Figürlich, plötzlich, unvermuthet gegenwärtig werden, in verschiedenen besondern Fällen. (a) Von der unvermutheten Einrückung eines feindlichen Kriegesheeres in ein fremdes Gebieth. Die Türken sind ehedem sehr oft in Ungarn eingefallen. (b) Bey den Vogelstellern fallen die Vögel ein, wenn sie sich auf den Vogelherd setzen, und bey den Jägern fällt das Federwildbret ein, wenn es Abends an denjenigen Ort flieget, wo es die Nacht zubringen will. (c) In der Musik, von einer Stimme, wenn sie sich plötzlich neben einer andern Stimme hören lässet. Bey dieser Stelle muß der Baß, müssen die Waldhörner einfallen. Zuweilen, besonders bey den Dichtern, findet sich dieses Zeitwort auch statt der Redensart, einem in die Rede fallen.


Mein Herr, fiel ihm der Vater ein,

Gell.


Mein Heer, was will er mit der Liebe?

Fiel ihm Elmire hitzig ein,

Gell.


(b) Von dem Lichte und den Lichtstrahlen. Das einfallende Licht, welches aus einem erleuchteten Orte in einen unerleuchteten geleitet wird. Der Ort in einem Spiegel, wo der Lichtstrahl einfällt. (e) Von verschiedenen Arten der Witterung u.s.f Es ist diese Nacht eine strenge Kälte eingefallen. Es fällt Frost, Regenwetter, schlechtes Wetter ein. Wenn Mißwachs einfällt. Es fällt diesen Abend eine Mondfinsterniß ein. (f) Von Gedanken, wenn sie ohne deutliches Bewußtseyn und ohne Zusammenhang mit dem vorigen, in uns entstehen; mit der dritten Endung der Person. Er redet, was ihm einfällt. Wenn wir allein sind, fällt uns allerley ein. Es ist mir ein Mittel eingefallen. Es wird mir schon noch einfallen, ich werde mich schon darauf noch besinnen. Was fällt dir ein? Wer konnte sich einfallen lassen, daß u.s.f. Im Oberdeutschland wird die dritte Endung zuweilen durch das Vorwort in ersetzet.


Da fiel im in seinen syn

Mocht ich den Held bringen dahin,

Theuerd. Kap. 29.


Das fällt mir stets in den Gedanken ein,

Opitz Ps. 29.


Welche Wortfügung aber im Hochdeutschen ungewöhnlich ist.

2. Einwärts fallen. 1) Zusammen fallen, von Gebäuden und gegrabenen Öffnungen. Das Haus ist eingefallen. Das Dach, die Mauer, die Wand, der Keller fällt ein. Der Brunnen, die Grube will einfallen. 2) Figürlich. Tiefe eingefallene Augen haben, welche tief in dem Kopfe liegen. Sein Gesicht ist ganz eingefallen. Eingefallene Backen.

Anm. Wenn dieses Zeitwort für hinein fallen stehet, so ist das Participium der gegenwärtigen Zeit in einigen Bedeutungen, das Participium der vergangenen Zeit aber nie üblich. Im Nieders. lautet dieses Zeitwort infallen, im Schwed. infalla, im Dän. infalda.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 1. Leipzig 1793, S. 1695-1696.
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