Einreißen (2)

[1729] 2. Einreißen, verb. irreg. neutr. welches wie das vorige conjugiret wird, und das Hülfswort seyn erfordert, Beyfall gewinnen, in Gebrauch kommen, sich ausbreiten, von Dingen, welche als ein Übel angesehen werden. Bey der jetzigen Jahrszeit reißen allerley ansteckende Krankheiten ein. Es sind verschiedene böse Gewohnheiten bey euch eingerissen. Bey diesen Umständen müssen die Laster und Untugenden immer weiter einreißen. Damit das Übel nicht weiter einreiße.

Anm. Der biblische Ausdruck, Apostg. 4, 17: auf daß es (das Wunder) nicht weiter einreiße unter das Volk, d.i. bekannter werde, sich ausbreite, ist im Hochdeutschen ungewöhnlich, ob er gleich der eigentlichen Bedeutung dieses Wortes völlig gemäß ist.[1729] Denn es ist alle Wahrscheinlichkeit vorhanden, daß reißen in dieser Zusammensetzung ein von reißen, rumpere und rumpi, ganz verschiedenes Zeitwort ist, welches allem Ansehen nach zu reisen und reiten gehöret, und eine schnelle Bawegung in einen Ort ausdruckt, in welcher Bedeutung auch ausreißen für entfliehen gebraucht wird. S. Reisen und Reißen 2. Einreißen lautet in dieser Bedeutung im Niedersächsischen inriten, und im Schwed. inrita.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 1. Leipzig 1793, S. 1729-1730.
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