Einwurzeln

[1762] Einwurzeln, verb. reg. neutr. welches das Hülfswort seyn erfordert, in die Erde wurzeln, sich mit den Wurzeln in der Erde befestigen. 1. Eigentlich. Der Baum ist noch nicht eingewurzelt. Noch mehr aber, 2. figürlich. 1) Eingewurzelt, unbeweglich, wie eingewurzelt.


Ganz eingewurzelt steht er da,

Und gafft ihr staunend nach,

Weiße.


2) In einem Lande befestiget und ausgebreitet werden, in einen glücklichen Zustand gerathen, von den Einwohnern eines Landes oder Ortes; welcher Gebrauch doch bloß biblisch ist. Ich sah einen Tollen eingewurzelt, und ich fluchte plötzlich seinem Haus, Hiob 5, 3. Du hast vor ihm die Bahn gemacht, und hast ihn lassen einwurzeln, daß er das Land erfüllet hat, Ps. 80, 10. Ich habe eingewurzelt bey einem geehrten Volk, Sir. 24, 16; wo auch das Hülfswort haben wider den Sprachgebrauch ist. 3) In dem Leibe und Gemüthe befestiget werden, sich dem Gemüthe und Leibe auf eine beständige Art einverleiben.[1762] Eine alte eingewurzelte Krankheit. Ein eingewurzeltes Übel. Man muß das Böse nicht einwurzeln lassen. Die Boßheit, das Laster ist schon tief bey ihm eingewurzelt. Im Hochdeutschen gebraucht man diese Figur, die von eingewurzeltem Unkraute entlehnet ist, nur in nachtheiligem Verstande, von Dingen, welche ein Übel sind, oder doch als ein solches angesehen werden. So auch die Einwurzelung.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 1. Leipzig 1793, S. 1762-1763.
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