Eln

[1793] Êln, eine Endsylbe vieler abgeleiteten Zeitwörter, welche vermittelst derselben zuweilen von Nennwörtern, am häufigsten aber von andern Zeitwörtern gemacht werden, und eine verschiedene Bedeutung haben. 1) Einige sind Diminutiva, und verkleinern den Begriff, den das Zeitwort, von welchem sie gemacht werden, hat. Dergleichen sind kränkeln, von kranken, krank seyn; tändeln, von dem veralteten tanten, so noch bey dem Pictorius vorkommt, Franz. dandiner; krümeln, von krumen; kritzeln, von kritzen oder kratzen; kräuseln, von kräusen; wörteln, mit Worten spielen, von dem veralteten worten, welches Kaisersberg hat, mit Worten ausdrucken; zärteln, von dem veralteten zarten; frösteln, ein wenig frieren, von Frost, oder vielleicht von einem veralteten Zeitworte frosten, für frieren; lächeln, von lachen; bröckeln, von brocken; älteln, von alten; spötteln, von spotten; schmeicheln, von schmeichen; schneideln, von schneiden; schnitzeln, von schnitzen, und hundert andere mehr. Bey einigen schleicht[1793] sich ein verächtlicher Nebenbegriff mit ein, wie in buchstäbeln, empfindeln, künsteln, u.s.f. 2) Andere sind Imitativa, und zeigen eine Nachahmung des Begriffes an, den das Stammwort hat. Diese stammen am häufigsten von Nennwörtern ab, und haben mehrentheils auch einen verächtlichen Nebenbegriff; wie klügeln, klug thun, von klug; witzeln, Witz zeigen wollen; bübeln, welches Zeitwort Logau gebraucht und vielleicht noch andere mehr. 3) Noch mehrere sind Iterativa, und drucken eine wiederhohlte Handlung aus, wie die Zeitwörter auf -ern, welche von diesen nur der Mundart nach verschieden zu seyn scheinen. Dergleichen sind betteln, von bitten; wackeln, Engl. waggle, von wägen; schütteln, von schütten; rütteln, von rütten; streicheln, von streichen; handeln, von dem veralteten handen; rieseln, von riesen, und andere mehr. Die gemeinen Niedersächsischen Mundarten machen so wohl von diesen Iterativis, als von den auf -ern, neue Iterativa, durch Verdoppelung der ersten Sylbe. Z.B. titeltateln, viel plaudern, von tadeln, plaudern; tirtarren, unaufhörlich necken, von tarren, zergen, necken; nirtnarren, beständig zum Narren haben; wigelwageln, immer wackeln, u.s.f.

Anm. Alle drey Arten von Zeitwörtern befinden sich auch in den mit der Deutschen verwandten Sprachen. Auch die verkleinernden Zeitwörter der Lateiner auf -lo, wie sorbillo, gehören hierher. Man muß diese Verba nicht mit denjenigen verwechseln, welche vermittelst der Endsylbe -seln, gebildet werden, dergleichen runzeln, blindseln, drechseln und andere mehr sind. S. -seln. Die Sylbe eln ist aus elen zusammen gezogen; kräuseln, für kräuselen. Einige härtere Mundarten behalten das letzte e, und werfen dafür das erste weg, kräuslen, sammlen, kritzlen u.s.f. für kräuseln, sammeln, kritzeln. Nur im Imperative und in der ersten einfachen Person des Präsens tritt das verschlungene zweyte e wieder an seine Stelle. Ich lächele, spöttele, runzele, Imper. lächele, spöttele, runzele, für lächel, spöttel, runzel. Schmählen, für schmäheln, ein wenig schmähen, hat durch den langen Gebrauch das len schon hergebracht.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 1. Leipzig 1793, S. 1793-1794.
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