Entfallen

[1820] Entfallen, verb. irreg. neutr. (S. Fallen), welches das Hülfswort seyn erfordert, sich durch den Fall von etwas entfernen, 1. Eigentlich, in der anständigen Schreibart. Vor Schrecken entfiel ihm der Degen, fiel ihm aus der Hand. Und hub auf den Mantel Eliä, der ihm entfallen war, 2 Kön. 2, 13. Daß ihm das Schwert aus seiner Hand entfallen muß, Ezech. 30, 22. Ungewöhnlich ist der absolute Gebrauch dieses Wortes mit Verschweigung des Dativs: wo ists entfallen? 2 Kön. 6, 6; wohin ist es gefallen, oder, wo ist es abgefallen? 2. Figürlich. 1) Plötzlich verlieren, fahren lassen. Es ist mir in der Hitze ein Wort entfallen; wofür doch entfahren üblicher ist. Es entfiel ihnen der Muth. Es entfalle keinem Menschen das Herz um deßwillen, 1 Sam 17, 32. Wohl dem, dem seine Zuversicht nicht entfallen ist, Sir. 14, 2. 2) Besonders, aus dem Gedächtnisse entfallen, vergessen werden. Die Sache ist mir wieder entfallen. Ich habe seinen Nahmen gewußt;[1820] allein er ist mir längst wieder entfallen. Im Präsenti und Imperf. ist es in diesem Verstande ungewöhnlich.

Anm. Bey dem Ottfried lautet dieses Zeitwort intfallen, bey dem Notker infallen, in den folgenden Jahrhunderten empfallen. Der Gebrauch 2 Petr. 3, 17, daß ihr nicht durch Irrthum verführet werdet, und entfallet aus eurer eigenen Festung, ist ungewöhnlich.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 1. Leipzig 1793, S. 1820-1821.
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