Entzünden

[1843] Entzünden, verb. reg. act. anzünden, brennen machen. 1. Eigentlich, in der höhern Schreibart. Ein Haus entzünden. Entzündet theure Sachen, Opitz. Am häufigsten, als ein Reciprocum,[1843] sich, entzünden, in Brand gerathen. Das Feuer entzündet sich bald im Stroh. 2. Figürlich. 1) In eine heftige Bewegung gerathen, besonders in der Arzeneywissenschaft, wo sich ein Glied, ein Theil des Leibes entzündet, wenn das Blut in den kleinern Gefäßen stockt, und wegen des übrigen darauf stoßenden Blutes eine größere Wärme in dem Theile entstehet, worauf derselbe anschwillet und von außen roth wird, welcher Zustand alsdann eine Entzündung oder Inflammation genannt wird. Daher das Entzündungsfieber, welches dergleichen Entzündungen zuweilen zu begleiten pfleget, ingleichen ein jedes Fieber, welches aus einer Entzündung oder ungewöhnlichen Wärme des Blutes entstehet, dergleichen Fieber gemeiniglich hitzige Fieber genannt werden. Ein entzündetes Geblüt, ein entzündetes Glied. Die Entzündung des Gehirnes, S. Hirnwuth. 2) Von heftigen Leidenschaften, besonders der Liebe und der Eifersucht. Eines Herz mit Liebe, eines Gemüth mit Eifersucht entzünden. Er ist entzündet gegen sie. Und der Eifergeist entzündet ihn, daß er um sein Weib eifert, 4 Mos. 5, 14, 30. Da sie vor ihn kam, ward er so bald entzündet gegen ihr, Judith 10, 19, vor Liebe. Weil die Figur von den Dichtern der vorigen Zeit zu sehr abgenutzt worden, so wird sie wenig mehr gebraucht; am häufigsten kommt sie noch im nachtheiligen Verstande von heftigen bloß sinnlichen Begierden vor. In edlerm Verstande sang ehedem Heinrich von Morunge:


Mich entzuindet ir vil liehter ougen schin.


3) Von dem Entstehen anderer Dinge, welche sonst auch mit einem Feuer verglichen werden. Es hat sich ein Krieg entzündet.

Anm. Bey dem Notker lautet dieses Zeitwort inzunden. Im Oberdeutschen ist es auch ein Neutrum, für sich entzünden, entbrennen. Das Haus entzündet. Er entzündet vor Liebe.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 1. Leipzig 1793, S. 1843-1844.
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