Erniedrigen

[1924] Erniedrigen, verb. reg. act. niedrig machen. 1. Eigentlich, welche Bedeutung aber im Hochdeutschen nur noch zuweilen im gemeinen Leben vorkommt. Alle Berge und Hügel sollen erniedriget werden, Luc. 3, 5. Bey den Jägern erniedriget sich der Bär, wenn er sich niederlässet, nachdem er sich vorher auf die zwey Hinterfüße aufgerichtet hatte, und der Hirsch erniedriget sich, oder gehet niedrig, wenn er sein Geweih abgeworfen hat, und also niedriger geworden ist. 2. Figürlich. 1) Der Würde berauben. Der Herr erniedriget und erhöhet, 1 Sam. 2, 7. Wer sich selbst erhöhet, der wird erniedriget werden, Matth. 23, 12. Sinnliche Brunst erniedrigt den Menschen tief unter das[1924] Thier. Sich erniedrigen, sich seiner Würde freywillig begeben, in der biblischen Schreibart. Christus erniedrigte sich selbst. Daher der Stand der Erniedrigung Christi, im Gegensatze des Standes der Erhöhung. 2) Sich erniedrigen, etwas thun, welches wider seine Würde ist. Ich glaube, ich würde mich erniedrigen, wenn ich dir deine Bitte gewähren sollte. Du wirst dich nicht erniedrigen, wenn du gleich zu mir kommst. So auch die Erniedrigung. Weißt du noch, mit welcher Geduld ich mich zu allen Erniedrigungen herab ließ? Sonnenf.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 1. Leipzig 1793, S. 1924-1925.
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