Erreichen

[1930] Erreichen, verb. reg. act. bis an etwas reichen; im gemeinen Leben es abreichen. 1) Eigentlich. Du stehest mir zu weit, ich kann dich nicht erreichen, ich kann nicht bis zu dir reichen. 2) Figürlich. Den Gipfel eines Berges erreichen, dahin kommen. Mit Mühe und Noth erreichten wir noch die Stadt. Den Hafen erreichen. Das Ziel erreichen, bis an dasselbe kommen. Seine Endschaft erreichen, ein Ende nehmen. Seine[1930] Absicht erreichen. Wenn ich nur noch diesen Wunsch erreichen könnte! Ein hohes Alter erreichen. Seine Tugend erreicht die deinige nicht, kommt ihr nicht gleich. An Tugend wirst du ihn erreichen. Seine Vorzüge wirst du nicht erreichen. Dein Verstand ist zu eingeschränkt, die Wege Gottes zu erreichen, einzusehen. Wenn wir gleich viel sagen, so können wir es doch nicht erreichen, d.i. mit dem Verstande, Sir. 43, 20. Tacitus wird bey seiner gedrungenen Kürze nicht von allen Lesern erreicht, verstanden. So auch die Erreichung.

Anm. Bey dem Notker irreichen, bey dem Stryker erraichen. Bey dem Tatian bedeutet arrekin, und im Angels. arrecan, auslegen, erklären. Opitz gebraucht dieses Wort statt des einfachen Activi reichen:


Wer schadet, kann einmahl auch wieder Hülf erreichen,


d.i. darreichen, leisten; laedere qui potuit, prodesse aliquando valebit.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 1. Leipzig 1793, S. 1930-1931.
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