Erschallen

[1933] Erschallen, verb. reg. et irreg. (S. Schallen,) welches in doppelter Gattung gebraucht wird.

I. Als ein Neutrum, 1) mit dem Hülfsworte seyn, daher schallen. Seine Stimme erschallete durch das ganze Haus. Die Trompeten erschallen. Ingleichen figürlich, ruchtbar, sehr bekannt werden. Es ist ein Gerücht erschollen. Sein Ruhm ist bis an der Welt Ende erschollen. Die erschollne (bekannt gewordene,) Noth, Schleg. Deine Schande ist unter die Heiden erschollen, Jer. 46, 12. 2) Mit dem Hülfsworte haben, wiederschallen. Das ganze Haus erschallete von dem Gelächter. Wovon Berge und Thäler erschalleten. Daß die Erde von ihrem Geschrey erschall, 1 Kön. 1, 40. In den zusammen gesetzten Zeiten kommt es in dieser zweyten Bedeutung wohl nicht leicht vor.

II. Als ein Activum, erschallen machen, einen Schall erregen, doch nur im Oberdeutschen. Das horn erschalt er, er blies das Horn, Stryker. Daß ich mit deinen Heiligen allen, mög ewiglich dein Lob erschallen, in einem alten Kirchenliede.

Anm. Das Neutrum geht in einigen Oberdeutschen Gegenden völlig irregulär. Ich erschalle, du erschillst, es erschillt; Imperf. ich erscholl; Mittelw. erschollen. Es erschillt ein Geschrey, Steinb. Es erschillt alles von Gelächter, ebend. Im Hochdeutschen gehet es im Präsenti regulär; im Imperf. sagt man so wohl erscholl, als erschallete, doch mehr das letzte als das erste; im Mittelworte aber ist nur allein erschollen üblich. Das Imperf. erschall, welches so oft in der Deutschen Bibel vorkommt, ist selbst im Oberdeutschen ungewöhnlich.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 1. Leipzig 1793, S. 1933.
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