Erschwingen

[1938] Erschwingen, verb. irreg. act. S. Schwingen. 1) Vermittelst der Schwingen erreichen, sich bis an etwas schwingen, in der höhern Schreibart.


Die höchste Wissenschaft, die nie ein Gott erschwungen,

Dusch.


Nein der Götter Glück

Kann keinen höhern Grad erschwingen,

Wiel.


2) Mit Mühe aufbringen, von Geldsummen, Kosten u.s.f. größten Theils nur im gemeinen Leben. Er kann die Unkosten nicht erschwingen. Er konnte nicht so viel erschwingen, als er zu seinem Unterhalte brauchte. Das ist alles, was ich erschwungen und errungen habe.


Herrscht gleich ein ungemeiner Frost,

So wollen wird doch Frücht erschwingen,

Gryph.


Daher die Erschwingung, und das Bey- und Nebenwort erschwinglich, dessen Gegensatz unerschwinglich doch üblicher ist.

Anm. In dieser letzten Bedeutung lautet es im Oberdeutschen auch erschwinden. Erschwingen scheinet in derselben nicht zu schwingen, vannere, zu gehören, sondern von dem veralteten winnen, Schwedischen winna, und Angels. vinnan, arbeiten, durch Arbeiten verdienen, erarbeiten, abzustammen. S. Gewinnen, und Erwinden 3. G und d sind zufällige Buchstaben, welche dem n gerne nachschleichen.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 1. Leipzig 1793, S. 1938.
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