Ersticken

[1944] Ersticken, verb. reg. welches in doppelter Gattung üblich ist. I. Als ein Neutrum, mit dem Hülfsworte seyn, aus Mangel des Athems und der Luft sterben. In seinem Blute ersticken, wenn das Blut in die Lunge und Luftröhre tritt. Im Rauche, im Wasser ersticken. An einem Kerne ersticken, wenn derselbe[1944] in die Luftröhre geräth, und uns dadurch der Luft beraubet. Figürlich erstickt der Same im Froste, im Wasser u.s.f. wenn er aus Mangel der Luft verdirbt. II. Als ein Activum, ersticken machen, durch Beraubung der Luft tödten. Tiber wurde unter einer Last von Decken erstickt. Auch figürlich von dem Samen, Gewächsen u.s.f.


Hier, wo der Hoffnung Blüthen

Ein jäher Frost erstickt,

Weiße.


Das Unkraut erstickt die guten Pflanzen. Unvorsichtige Vertraulichkeit erstickt oft die gegenseitige Hochachtung. Im Oberdeutschen lautet dieses Activum erstecken. Die Fruchtsamen wurden von der großen Kälte ersteckt, Bluntschli.


Schwere Last ist Krieg erstrecken,

Große Kunst ist Krieg erstecken,

Logau.


Das die Begierden aufgeweckt,

Die Tugend aber ganz ersteckt,

Gryph.


Anm. Im Nieders. ist dafür in beyden Gattungen stikken, schwalgen und sich schwelgen, versmoren act. und verschmurten neutr. üblich.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 1. Leipzig 1793, S. 1944-1945.
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