Feist

[88] Feist, -er, -este, adj. et adv. welches vornehmlich im Oberdeutschen für fett üblich ist, aber auch in der edlern Schreibart der Hochdeutschen gebraucht wird. Feiste Widder und Böcke, 5 Mos. 32, 14. Ihre Jungen werden feist, Hiob 39, 7. Feiste Kinder, Tob. 8, 21. Der feiste Donnerstag, in der Römischen Kirche, der Donnerstag vor der Aschermittwoche, wo man noch Kuchen und Butter essen darf; Franz. Jeudi gras. In engerer Bedeutung nennen die Jäger das Fett des Rothwildbretes welches auf dem Zimmer lieget, das Feist, oder das Weiß. Feiste Seelen, figürlich, aus Selbstgenügsamkeit kalte[88] und unempfindliche Seelen. Ein feister (üppiger, wort- und blumenreicher) Vortrag.

Anm. Dieses Wort lautet bey dem Ottfried feizzit, und bey dem Notker feizt. Bey dem Kero ist feistas dick, und im Engl. und Französ. Foison Fruchtbarkeit. Es scheinet, daß es von dem alten, noch im Nieders. üblichen föden, nähren, ernähren, herkomme, S. Futtern und Vater. Das Lat. obesus, fett, und obesare, mästen, sind genau damit verwandt, zumahl da das o in diesem Wort nicht wesentlich ist, sondern man auch mehrmahls bessus dafür findet. Im Oberd. lautet es sehr häufig und feiß oder veiß; S. Weiß. In eben dieser Mundart wird es in allen den Fällen gebraucht, in welchen im Hochdeutschen fett üblich ist.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 2. Leipzig 1796, S. 88-89.
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