Fiek, der

[148] Der Fiek, des -es, plur. die -e, in den gemeinen Mundarten, besonders Niedersachsens. 1) Eine lange dünne Made, in Gestalt eines Zwirnfadens, welche in den Schellfischen, Kabeljauen und andern Seefischen angetroffen wird, und vermuthlich der Gordius aquaticus L. ist, S. Fadenwurm. Auch der Wurm, welcher aus dem Eye des Bißewurmes entstehet, heißt im gemeinen Leben der Fiek, und die Bäule welche er verursacht, die Fiekbäule. Bey dem Papias ist Facus ein kleiner Wurm. 2) Eine Art des Geschwüres. So wird der Wurm am Finger in Niedersachsen sehr häufig der Fiek genannt. Bey dem Rindviehe ist es eine Krankheit des Hufes, wenn derselbe durchfaulet, welches bey den Pferden das Horndurchfaulen genannt wird. Im Franz. ist Fic eine Warze an den Füßen der Pferde.

Anm. Es scheinet, daß dieses Wort in der zweyten Bedeutung zu Feige und Feigwarze gehöret, so fern das erstere eine Erhöhung, ein Geschwür, bedeutet. Indessen kann es auch eine Figur von der ersten Bedeutung seyn, weil ein solches Geschwür einen stechenden und nagenden Schmerz verursachet, daher es auch im Hochdeutschen der Wurm genannt wird. S. dieses Wort. Im mittlern Lateine ist Ficta ein solcher Schmerz. Vielleicht gehöret Fiek in beyden Bedeutungen zu ficken, stechen, zumahl da der Fadenwurm nicht nur einen empfindlichen Schmerz verursacht, sondern sich auch durch verschiedene Theile des Leibes durchnaget.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 2. Leipzig 1796, S. 148.
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