Filz (2), der

[151] 2. Der Filz, des -es, plur. die -e, ein verworren in einander geschlungenes Gewebe von Wolle oder Haaren, und was dem ähnlich ist. 1. Eigentlich. So ist im gemeinen Leben, ein Filz in den Haaren, ein Haufen in einander verwickelter und verwirrter Haare. Am häufigsten ist dieses Wort bey den Huthmachern üblich, wo der Filz ein Werk von kardätschter und mit dem Fachbogen zerschlagener Wolle oder Haaren ist, welche durch verschiedene Arbeiten in einander getrieben und geschlungen werden, S. 2 Filzen. Daher Filzdecken, Filzhüthe, Filzschuhe, Filzsohlen, Filzkleider, Filzmäntel u.s.f. Decken, Hüthe, Schuhe, Sohlen u.s.f. von Filz. Das Wort leidet in dieser Bedeutung nur in so fern einen Plural, als mehrere Arten oder Quantitäten angedeutet werden sollen. Bey den Papiermachern ist der Filz ein Stück dickes wollenen Tuches, welches über jeden Bogen des neu verfertigten Papiers ausgebreitet wird. 2. Figürlich. 1) Aus Filz bereitete Dinge. So wird in den niedrigen Sprecharten ein Filzhuth verächtlich zuweilen ein Filz genannt. 2) * Ein grober Mensch; eine im Hochdeutschen veraltete Bedeutung. Ein grober Filz, bey dem Pictorius. 3) Ein Geitziger, im verächtlichen Verstande. Ein karger Filz, von dem die ganze Stadt übel redet, Sir. 31, 29.


Der Schalksfreund, Filz und Menschenhasser,

Haged.


Ohne Zweifel in Anspielung auf die zähe Beschaffenheit des Filzes, weil man einen Geitzigen auch zähe zu nennen pfleget. Indessen hatten doch schon die Lateiner etwas Ähnliches. Denn bey dem Festus ist Filico ein nichtswürdiger Mensch, welches er aber von filix, Farnkraut, ableitet. Fillo ist im mittlern Lat. ein Schelm, verbero, wovon die Franzosen ihr Filou haben, gleichsam ein ausgepeitschter Bösewicht.

Anm. Filz, Nieders. Filt, Schwed. Filt, Angels. Felt, Engl. Felt, Dän. Filt, im mittlern Lat. Filzata, Feltrum, Pheltrus, im Ital. Felza und Feltro, im Franz. Feutre und Flautre, im Pohln. Pilsni und im Böhm. Plst, gehöret entweder zu[151] dem Lat. Filum, und dem mittlern Lat. Filacium und Filaticum, ein grober Faden, oder, welches noch wahrscheinlicher ist, zu Fell, wegen der Ähnlichkeit mit demselben. Das Lat. Pilus, Pileus, und das Griech. πελυτον und πιλƞμα, gehören gleichfalls dahin. So fern die Filze der Huthmacher durch Schlagen verfertiget werden, könnte man es auch von fillen, schlagen, ableiten. Siehe Walken und Filzen. Schon bey dem Kero ist Filza eine Decke, matta, Willeram gebraucht Vilzhus für ein Gezelt. Fulzsin handschuh kommen im Schwabenspiegel vor, wofür andere Handschriften uuollen haben.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 2. Leipzig 1796, S. 151-152.
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