Flattern

[188] Flattern, verb. reg. neutr. sich in der Luft hin und her bewegen von biegsamen Körpern. 1) Eigentlich; mit haben. So flattern die jungen Vögel, wenn sie mit den Flügeln schlagen und zu fliegen versuchen. Der Vogel hat noch lange geflattert. Eine Gans, ein Vogel flattert, wenn sie die Flügel vergebens zum Fliegen bewegen; die Fahnen flattern an den Fahnenstöcken, wenn sie von der Luft beweget werden; das Feuer flattert, wenn es mit einer schnellen Flamme brennet.


Schon flattern die Flaggen und Wimpel

Um den wankenden Mast,

Zach.


Es ahmet das Geräusch nach, welches junge Vögel, die Fahnen u.s.f. durch ihre Bewegung in der Luft verursachen. In weiterer Bedeutung wird es aber, besonders in der dichterischen und edlern Schreibart, auch von solchen Körpern gebraucht, deren[188] Bewegung in der Luft mit keinem solchen Schalle verbunden ist. Flimmernder Schneestaub flattert umher, Geßn. Zwischen den Stämmen der Bäume flatterten fruchtbare Gesträuche, ebend. Ich band die flatternden Haselstauden fest. ebend. Eine Menge bunter Schmetterlinge flattert um mich her. So flattert muntrer Scherz und frohes Lächeln stets um deine kleinen Lippen, Geßn. Aber in der Stelle Jer. 51, 27: bringet Rosse herauf wie fladdernde Käfer, stehet es am unrechten Orte, weil der Flug der Käfer nichts mit dem Flattern gemein hat. S. Zerflattern. 2) Figürlich, sich leichtsinnig hin und her bewegen; mit seyn. Die Augen überall herum flattern lassen, oder mit den Augen herum flattern.


Ein prächtiger Stutzer

Flattert herein ins Gemach,

Zach.


Ingleichen von den Gedanken, Wünschen, Neigungen u.s.f. wenn sie leichtsinnig und mit Unbestand bald diesen, bald jenen Gegenstand berühren, ohne sich auf einen zu häften. Mit seinen Gedanken herum flattern. Sein Herz flattert von einer Schönen zur andern. S. Flatterhaft.

Anm. Flattern, bey dem Notker flogeren, Nieders. fladdern, welche Mundart auch Luther in diesem Worte beybehalten hat, ingleichen fluttern, Dän. fladre, flatre, Schwed. fladdra, Engl. to flutter, Angels. fliccerian, Holländ. fliggeren, flederen, fledderen, druckt eigentlich den mit dem Flattern verbundenen Schall aus, S. Flackern, Flader, Fledermaus, Lodern u.s.f. Im Schwed, ist Flåder Eitelkeit, Thorheit, Leichtsinn, und schon im Griech. war φλƞδαν Possen treiben. Eine in ihren Entschließungen flatterhafte Person des andern Geschlechtes heißt im Oberdeutschen ein Flanderl, und mit einer in den niedrigen Sprecharten üblichen Zweydeutigkeit sagt man von einem unbeständigen und veränderlichen Menschen auch in Ober- und Niedersachsen, er sey aus Flandern. Im Engl. ist to flit den Ort schnell verändern, und von diesem scheinet flattern das Frequentativum zu seyn. S. Fleiß und Flitzbogen.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 2. Leipzig 1796, S. 188-189.
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