Froh

[314] Froh, -er, -este, adj. et adv. 1. Eigentlich, Freude empfindend, freudig. Da die Bothen kamen und verkündigten das den Männern zu Jabes, wurden sie froh, 1 Sam. 11, 9. Da ward der König sehr froh, Dan. 6, 23. Da es aber die Heiden höreten, wurden sie froh, Apostg. 13, 48.


Ich bin den fron bescheidenlicher froide bi,

Walth. von der Vogelweide.


Wie froh singet die Schwalbe auf dem Balken unter meinem Dache! Geßn. Wer war froher als ich, da ich ihn wieder sah! Ein froher Jüngling. Wer hat mich so bereitet, daß ich unzähliger froher Empfindungen fähig bin?[314] Gell. Der Gegenstand, welcher diese Empfindung verursacht, wird entweder mit daß umschrieben, oder bekommt, obgleich nur selten, das Vorwort über. Da wurden die Jünger froh, daß sie den Herren sahen, Joh. 20, 20. Ich bin froh, daß es so weit gekommen ist. Dein Herz sey nicht froh über seinem (sein) Unglück, Sprichw. 24, 17. Im Oberdeutschen ist statt dessen auch die zweyte Endung üblich. Da sie den lasen, wurden sie des Trostes froh, Apostg. 15, 31. Welches aber im Hochdeutschen eben so ungewöhnlich ist, als der Gallicismus in Sophiens Reise: ich bin froh mit der ordinären Post fortkommen zu können, für, daß ich u.s.f.

2. Figürlich. 1) Was diese Empfindung erweckt, dieselbe verräth oder mit derselben verbunden ist. Das frohe Bewußtseyn unsrer Tugend, Dusch. Mein Herz erweitert sich von einem frohen Stolze, ebend. Frohe Gespräche. Er feyerte den Göttern ein frohes Fest. Die Kinder hüpften mit frohem Gewühle um ihn her, Geßn. Ein frohes Almosen, Gell. welches mit einem freudigen Gemüthe gegeben wird. Im frohen Entzücken übersah er die weit ausgebreitete Gegend, Geßn. 2) Einer Sache froh werden, mit der zweyten Endung, sie mit Bewußtseyn und angenehmer Empfindung genießen. Seine Güter werden andern, daß er der nicht froh wird, Hiob, 20, 18. Er wird der Sonnen nicht froh, und weiß keine Ruhe, weder hie noch da, Pred. 6, 5. Er wird seines Guts nimmer froh, Sir. 14, 5. Des Lebens wird es nimmer froh, Lichtw.

Anm. Froh, Nieders. Dän. Isländ. und Schwed. fro, bey dem Ottfr. frou und fro, ist das Stammwort von freuen und Freude, und bezeichnet so wie jene im eigentlichsten Verstande den äußern Ausbruch eines höhern Grades des Vergnügens.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 2. Leipzig 1796, S. 314-315.
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