Gabe, die

[384] Die Gabe, plur. die -n, von dem Verbo geben. 1. Überhaupt alles, was gegeben wird; in welcher weitesten Bedeutung es nur noch in einigen Fällen üblich ist. So bedeutet Gabe in dem Salzwerke zu Halle die Anzahl Zober Sohle, welche jede Woche in jede Kothe geliefert wird. Auch alles, was ein Unterthan dem Obern entrichten muß, die Abgaben, werden Gaben, oder Steuern und Gaben genannt. In der Medicin ist die Gabe ein bestimmter Theil Arzeney, so viel auf Ein Mahl gegeben wird. 2. In engerer Bedeutung, ein Geschenk. 1) * Ein jedes Geschenk; in welchem Verstande es im Hochdeutschen veraltet ist, ob es gleich in der Deutschen Bibel mehrmahls in dieser Bedeutung vorkommt. Nach Gaben trachten, Es. 1, 23. Geschenke und Gaben verblenden die Weisen, Sir. 20, 31. Auch freywillige Opfer kommen im alten Testamente mehrmahls unter dieser Benennung vor. 2) Ein Geschenk, welches man einem Armen zu seiner Nothdurft macht, ein Almosen. Einem Bettler eine Gabe geben. Man weiß ja nicht, wie man seine Gaben anlegt, Gell. 3) Ein jedes Ding, ein jeder physischer oder moralischer Vorzug, Fähigkeit u.s.f. so fern es als ein Geschenk Gottes oder der Natur angesehen wird. Das Brot ist eine der vorzüglichsten Gaben Gottes. Die Gaben Gottes verachten. Kinder sind eine Gabe Gottes. Besonders Fähigkeiten des Geistes und Gemüthes, sie mögen nun natürlich, oder erworben, oder unmittelbar von Gott mitgetheilet seyn. Ein Mann von vielen Gaben, Fähigkeiten. Derjenige ist demüthig, der alle seine Gaben – als freywillige und unverdiente Geschenke aus der Hand Gottes betrachtet, Gell. Wenige haben die Gabe, in einem langen Umgange zu gefallen. Die Gabe der Keuschheit. Die Gabe Wunder zu thun. Die Gabe des Glaubens.

Anm. Schon Kero gebraucht Gaba, Geba, Keba, der Übersetzer Isidors Gheba, Ottfried Geba, für ein Geschenk. Im Angels. lautet dieses Wort Geof, im Nieders. Geve, Gave, im Dän. Gave, bey dem Ulphilas Giba, im Isländ. Gafwa, im Schwed. Gofwa, Gåf. Das Schwed. Gaf, Glück, das mittlere Lat. Gablum und Ital. Gabella, Steuer Abgabe, stammt eben daher. Es ist unmittelbar von geben[384] gebildet, so wie der Lateiner Donum von dare. S. Gaffel und Gift.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 2. Leipzig 1796, S. 384-385.
Lizenz:
Faksimiles:
384 | 385
Kategorien:
Ähnliche Einträge in anderen Lexika

Adelung-1793: Gäbe

Pierer-1857: Gabe