Garstig

[419] Garstig, -er, -ste, adj. et adv. welches nur in der vertraulichen Sprechart üblich ist. 1. Eigentlich, kothig, beschmutzt. Sich garstig machen, sich besudeln. Garstige Hände haben. Garstiges, unreines, trübes, Wasser. Eine garstige, schmutzige, Arbeit. Es ist garstiges Wetter, kothiges, schmutziges. 2. Figürlich. 1) Verdorben, von Fett und Fettwaaren, doch nur im Oberdeutschen; ranzig. Garstiger Speck, garstige Butter. Das Öhl riecht, schmeckt garstig. In dieser Bedeutung scheinet es beynahe aus dem Nieders. galstrig, ranzig, verderbt zu seyn, welches wiederum von geil abstammet. S. Geil. 2) Ungestaltet, häßlich, von widriger Bildung. Ein garstiges Gesicht. Sie ist nicht gar garstig, sie sieht erträglich aus.


Pfuy, sagte man, das garstge Thier (der Esel)!

Es brüllt, daß uns die Ohren klingen,

Lichtw.


3) Schändlich, den guten Sitten im hohen Grade zuwider. Garstige Reden, Zoten. Garstige Bilder, garstige Bücher, ein garstiges Lied. So auch die Garstigkeit.

Anm. Frisch leitet dieses Wort von dem Holländ. Kroos, Koth, andere von gären, und einem veralteten Hauptworte Garst, die Hefen, her. Allein es gehöret mit mehrerm Rechte zu dem veralteten Gor, Koth. S. 2 Gare und Hornung. Bey den Krainerischen Wenden heißt garstig gerd, die Niedersachsen aber gebrauchen dafür auch lelik, lelk, in Baiern leidlich, Franz. laid. Engl. lewd. Übrigens sprechen viele Hochdeutsche das st in diesem Worte irrig wie scht aus, welchen Laut es auch in Bürste, Durst, Wurst u.s.f. hat.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 2. Leipzig 1796, S. 419.
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