Gefäß, das

[473] Das Gefǟß, des -es, plur. die -e. 1. Von dem Zeitworte fassen, derjenige Theil eines Werkzeuges, womit man dasselbe anfasset; doch am häufigsten nur von diesem Theile eines Degens. Das Gefäß eines Degens, das Degengefäß. Das Gefäß eines Schwertes, Rappieres, Dolches u.s.f. Von andern Werkzeugen sind die Wörter Heft, Griff, Stiel, Handhabe u.s.f. üblich.

2. Von dem Worte Fáß, in seiner weitesten Bedeutung, ein jedes hohles Werkzeug, einen andern Körper in demselben aufzubehalten. 1) Als ein Collectivum, mehrere zu ähnlichem Gebrauche bestimmte Gefäße zu bezeichnen; ohne Plural. Daß die Summa alles Silbers am Gefäß (an den Schüsseln, Schalen und Löffeln) betrug u.s.f. 4 Mos. 7, 85. Gold zu allerley Gefäße eines jeglichen Amtes, 1 Chron. 29, 14. In welcher Gestalt es im Hochdeutschen wenig mehr gebraucht wird. 2) Von einzelnen Werkzeugen dieser Art. Ein Trinkgefäß, Küchengefäß. Braugefäße, welche zum Brauen des Bieres nöthig sind, Kirchengefäße, welche in den Kirchen gebraucht werden,[473] Weingefäße, allerley Fässer zu Aufbehaltung des Weines, Schiffsgefäße, allerley Arten von Fahrzeugen u.s.f. Goldene, silberne, irdene, hölzerne Gefäße. In der Zergliederungskunst sind die Gefäße in den thierischen Körpern Röhren, durch welche eine flüssige Materie beweget wird; dahin die Blutgefäße, Milchgefäße, Wassergefäße u.s.f. gehören. Übrigens ist dieses Wort ein allgemeiner Ausdruck, der eine Menge besonderer Arten unter sich begreift, welche größten Theils auch besondere Nahmen haben. S. Faß und Geschirr.

Anm. Es scheinet daß dieses Wort ehedem auch ein Schloß bedeutet habe. In einer Österreichischen Urkunde von 1363 in Steyerers Hist. Alberti II, S. 365 geschiehet der vier Gefäß, Gries, Ambras, St. Martinsberg und Stain zur Stöllen, Meldung.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 2. Leipzig 1796, S. 473-474.
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