Geschöpf, das

[615] Das Geschöpf, des -es, plur. die -e, von dem Zeitworte schöpfen, welches ehedem für schaffen üblich war. 1) Ein jedes Werk, welches man schaffet, d.i. macht oder bildet; Nieders. Schipsel, Schöpfel. Mit was für fürchterlichen Geschöpfen der Einbildungskraft kämpfen sie? In welchem Verstande auch die in der Widergeburt hervor gebrachte neue Fertigkeit 2 Cor. 5, 17, Gal. 6, 15, ein neues Geschöpf genannt wird. 2) In weiterer Bedeutung, ein jedes zufälliges Wesen, so fern es von Gott geschaffen ist. Die Geschöpfe Gottes. Lebendige, leblose Geschöpfe. Die Geschöpfe mehr ehren, als den Schöpfer.[615] Oft auch im Scherze oder aus Verachtung von Personen, deren nähere Beschaffenheit man nicht eben zunächst zu bezeichnen Willens ist; wo auch das Diminut. das Geschöpfchen gebraucht wird. Sie wissen ja, was die Mannspersonen für stolze Geschöpfe sind, Weiße. Du bist ein sehr ungefälliges Geschöpf. Er sieht uns für Geschöpfchen an, die aus keiner andern Absicht da sind, als den Männern ein Vergnügen zu machen, Less.

Anm. Bey dem Notker Geschephido. Andere gebrauchten Geschäft von schaffen dafür, wie Gaskaft bey dem Ulphilas, Giscafat im Isidor, Giscaft bey dem Ottfried, Gesceafta im Angels. Ehedem bedeutete Geschöpf auch die Schöpfung, daher das erste Buch Mosis in den Deutschen Bibeln des 15ten Jahrhundertes noch immer das Buch der Geschöpf genannt wird.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 2. Leipzig 1796, S. 615-616.
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