Gräthe, die

[785] Die Gräthe, plur. die -n, das vorige Wort, nur in einem andern Geschlechte, welches im Hochdeutschen statt des vorigen in verschiedenen Fällen üblich ist. So wird der scharfe obere Theil der Nase von einigen die Gräthe genannt. In der Anatomie führen diesen Nahmen die spitzigen hintern Fortsätze der Wirbelbeine, welche eigentlich den Rückgrath ausmachen, ingleichen der oben hervor ragende Theil des Achselbeines, wie auch der vordere scharfe Theil des Schienbeines, so wie im Festungsbaue die Zusammenstoßung der Abdachung des Glacis auch die Gräthe heißet; in welchen sämmtlichen Fällen auch der Grath üblich ist. Besonders führen im Hochdeutschen den Nahmen der Gräthen die elastisch harten und vorn spitzigen Theile an den Fischen, welche in Ansehung der Härte zwischen Knochen und Knorpeln in der Mitte stehen, und bey allen Fischarten, welche nicht durch die Lunge, sondern durch die Kiemen Luft schöpfen, die Stelle der erstern vertreten. Die Fische haben Gräthen. An einer Gräthe ersticken. Figürlich wird auch ein flaches Geschwür an den Hinterfüßen der Pferde, welches die hintern Sehnen, so wie die Mauke die vordern, angreift, und ein kleberiges stinkendes Wasser von sich gibt, die Gräthe genannt, Franz. Arête oder les Arêtes, weil die Haare über der Sehne wie Gräthen aufgebürstet stehen, daher dieser Zufall von einigen auch der Katzenschwanz genannt wird.

[785] Anm. Im Nieders. so fern die Gräthen der Fische bezeichnet werden, Grade, und mit einer in dieser Mundart nicht seltenen Ausstoßung des d, Gran, S. Granne; im Franz. mit Verwandelung des Gaumenlautes Arête.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 2. Leipzig 1796, S. 785-786.
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