Gurt, der

[850] Der Gurt, des -es, plur. die -e. 1) Ein jedes Ding, welches ein anderes umgibt, um dasselbe herum gehet; in welcher weitesten Bedeutung, in der es mit Gart und Garten verwandt zu seyn scheinet, es nur noch in einigen Fällen üblich ist. In der Baukunst ist der Gurt, Torus, ein Zierath der Säulen, der ganz um dieselben herum gehet. Der Gurt an einer Kanone, ein ähnlicher Zierath zwischen den Mittelfriesen und dem Mittelbande. Ein Band mit Zierathen an einem Gebäude, welches sich von außen nach der Länge der Mauer erstreckt, wird in der Baukunst gleichfalls ein Gurtwerk genannt. 2) In engerer Bedeutung, eine Binde um den Leib, so wohl bey langen Kleidern, selbige dadurch zu befestigen, als auch zu andern Bedürfnissen. Der Gurt (des Leibrockes Aarons) soll derselben Kunst und Werk seyn, 2 Mos. 28, 8. Gerechtigkeit wird die (der) Gurt seiner Lenden seyn, und der Glaube die (der) Gurt seiner Nieren, Es. 11, 5. Die Fuhrleute und Reiter tragen noch zuweilen breite Gurte um den Leib, um die Erschütterung der innern Theile des Unterleibes zu verhüten; ein Reitgurt. Auch das Wehrgehenk, das Kuppel, woran das Seitengewehr getragen wird, führet zuweilen den Nahmen eines Gurtes; noch mehr aber das breitere hänfene Band, womit den Pferden der Sattel, das Reitküssen, oder auch nur eine Decke um den Leib geschnallet wird.

Anm. Im Nieders. Gorre, im Engl. Girth, im Dän. Giord, bey dem Ulphilas Gairda. Es scheinet zu girare, Franz. girer, umgeben, Giro, Gyro, der Umfang, ein Kreis u.s.f. zu gehören, so wie das Lat. Cingulum von cingere herstammet. S. Kreis und das folgende. Frisch leitet es von Chorda her. Im Oberdeutschen ist es weiblichen Geschlechtes.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 2. Leipzig 1796, S. 850.
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