Henker, der

[1107] Der Hênker, des -s, plur. ut nom. sing. Fämin. die Henkerinn, plur. die -en, von dem vorigen Zeitworte. 1) Eigentlich, derjenige, dessen Geschäft es ist, Verbrecher zu henken, welches der vornehmste Knecht des Scharfrichters ist, der zugleich den Staupbesen gibt, das Peinigen verrichtet u.s.f. Dem Henker in die Hände fallen. Dem Henker übergeben werden. 2) In weiterer Bedeutung führet auch der Scharfrichter oder Nachrichter, so wohl im gemeinen Leben als in der edlen Schreibart, obgleich nicht ohne Beleidigung, den Nahmen des Henkers, vermuthlich weil er ehedem auch das Henken verrichtete. Von des Henkers Hand sterben, hingerichtet werden. Sein eigener Henker werden, sich selbst umbringen. 3) Figürlich, ein grausamer, blutdürstiger Mensch. Dieser Vater ist ein wahrer Henker seiner Kinder. Ingleichen eine Person oder Sache, welche uns in einem hohen Grade quälet und beunruhiget. Sein eigener Henker seyn, sich selbst quälen. Das Laster ist sein eigener Henker. Die Liebe ist eine grausame Henkerinn, welche ihren Sclaven das Herz zerreißt. 4) Im gemeinen Leben wird dieses Wort, besonders bey unangenehmen Vorfällen, sehr oft als ein Zwischenwort gebraucht. Der Henker! Das wäre der Henker! Das wäre des Henkers! Ich möchte fürn Henker wissen, wer euch dazu bestellt hat, Weiße. Was, Henker, ist denn das wieder für eine Figur? ebend. Zum Henker reden sie doch. Ingleichen in Vergleichungen. Er fragt den Henker darnach, d.i. nichts. Ich fürchte mich vor ihm wie vor dem Henker; ingleichen, ich fürchte mich vor ihm ganz des Henkers. Er ist ganz des Henkers, ausschweifend zornig, wild u.s.f. Das taugt den Henker nicht, gar nichts. Wo es oft eine verdeckte Benennung des Teufels ist. Daß dich der Henker hohle! Gehe in des Henkers Nahmen! Gehe zum Henker! Reitet dich der Henker? reitzet dich der Teufel?

Anm. Im Oberdeutschen ehedem Hoher, im Nieders. Henger. In Nürnberg heißt der vornehmste Knecht des Scharfrichters, dem Frisch zu Folge, Bala, in andern Oberdeutschen Gegenden Beudel, Beul. welches vermuthlich eine weiche Aussprache von Büttel ist. Im Nieders. führet der Henker oder Scharfrichter auch den Nahmen Nikker, vermuthlich von dem Angels. naecan, tödten, Lat. necare, welches Wort denn so wie das Hochdeutsche auch figürlich von dem Teufel gebraucht wird. Im Engl. ist Nick gleichfalls der Teufel. S. auch Nix.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 2. Leipzig 1796, S. 1107.
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