Hermann

[1127] Hérmann, -s, plur. Hermänner, ein Wort, welches nur noch als ein männlicher Tauf- und Geschlechtsnahme üblich ist, und im gemeinen Leben, besonders Niedersachsens, Harm und Herm lautet, und welcher schon in den alten Deutschen Nahmen Arminius, Hermenegild, Hermanarik, Irmentrud, vielleicht auch in dem Persischen Arimann zum Grunde lieget. Ehedem war es ein allgemeines Nennwort. Allein die wahre Bedeutung der ersten Sylbe ist ungewiß, weil mehrere Wörter darauf Anspruch machen können, auch Spuren vorhanden sind, daß es ehedem in sehr verschiedenem Verstande gebraucht worden. Von ar, hehr, groß, erhaben, würde es einen erhabenen, heiligen, werth geschätzten Mann bedeuten. Von Heer, bedeutete es ehedem als ein Appellativum sehr häufig einen Kriegsmann, da denn im Plural auch Heerleute für Soldaten vorkommt;[1127] bey den Longobarden Herimanni, Arimanni, S. des Du Fresne Glossar. Im Schwed. ist Herremann ein Ritter, adeliger Vasall, ingleichen ein Edelknecht, und da ist es wohl aus Herr zusammen gesetzet. Auch von dem Worte Herde hatte man ehedem Herdmann und zusammen gezogen Hermann, einen Hirten zu bezeichnen, und auf dem Lande einiger Gegenden wird noch der Leithammel Hermann genannt. Ja es finden sich Spuren, daß das Männchen mehrerer Thiere ehedem Hermann genannt worden. Im Nieders. ist Harm-Bock ein Schafbock, und Harm-Schaf, oder Schaf-Harm, ein einfältiger Tropf, auf welche Art auch die eigenthümlichen Nahmen Hans, Peter u.s.f. gebraucht werden. Im Osnabrück. sagt man von jemanden, welcher die Güte Gottes mißbraucht, er glaube Gott heiße Härm, d.i. Hermann. S. Hermelin 3.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 2. Leipzig 1796, S. 1127-1128.
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