Herunter

[1143] Hêrúnter, ein Nebenwort des Ortes, von einem höhern Orte unterwärts nach der redenden Person zu; im Gegensatze des hinunter. Komm zu mir herunter. Bringe es herunter. Das Glas fiel herunter. Führe ihn zu mir herunter. Wenn der Ort vermittelst eines Hauptwortes ausgedruckt wird, so kann dasselbe das Vorwort von bekommen, er stieg von dem Baume herunter. In einigen Fällen kann es auch ohne Vorwort in der vierten Endung vor dem Nebenworte stehen; er stieg den Berg, die Treppe herunter; er eilete zu mir den Hügel herunter. Oft auch nur überhaupt die Richtung einer Bewegung von einem höhern Orte nach einem niedrigern, ohne Beziehung auf die redende Person. Daß beyde Roß und Mann herunter fallen sollen, von dem Wagen, Hagg. 2, 23. Gott hat die hoffärtigen Fürsten vom Stuhl herunter geworfen, Sir. 10, 17. Herunter von dem Pferde! Thränen rollen die Wangen herunter. Wo es zuweilen figürliche Ausdrücke bilden hilft. Herunter kommen, in Verfall der Kräfte, des Nahrungsstandes kommen. Jemanden herunter bringen, ihn in Verfall selber häuslichen Umstände bringen. Der Prozeß hat ihn sehr herunter gebracht. Sich zu anderer Denkungsart herunter lassen, für herab lassen, S. in Herab. Daß ich zu diesem unwürdigen Betragen herunter sank, mich zu demselben hinab ließ; wo aber doch richtiger hinunter stehen würde. Jemanden herunter machen, herunter reißen, im gemeinen Leben, ihm sehr anzügliche Verweise geben, ingleichen, ihn schmähen und schimpfen. Ich lasse[1143] keinen Dreyer herunter, ich lasse keinen Dreyer von dem Preise fallen. Eine Schrift herunter lesen, für ablesen, ist Oberdeutsch. S. Hinunter. Aber wenn sich die Bewegung ausdrücklich von der redenden Person entfernet, sollte herunter niemahls für hinunter stehen, obgleich solches häufig genug geschiehet. Deine Pracht ist herunter in die Hölle gefahren, Es. 14, 11. Leuchte ihn die Treppe herunter. Und der Sohn sah lange mit stiller Freude auf den Vater herunter, Geßn.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 2. Leipzig 1796, S. 1143-1144.
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