Hexe (2), die

[1166] 2. Die Hêxe, plur. die -n, eine noch im gemeinen Leben und der vertraulichen Sprechart übliche Benennung einer Zauberinn. Figürlich auch eine listige verschlagene Weibesperson; ingleichen im verächtlichen Verstande, eine alte Frau. Das doch immer die alte Hexe dabey seyn muß! Weiße. Auch die großbärtige Schwalbe, welche auch unter dem Nahmen des Milchsaugers, Ziegensaugers, Rindermelkers, Nachtvogels u.s.f. bekannt ist, Hirundo caprimulga Klein. wird häufig Hexe genannt, weil sie, dem Wahne des großen Haufens nach, den Menschen und Thieren zur Nachtzeit die Milch aussaugen soll.

Anm. Dieses Wort lautet im Angels. Haegesse, Haegtys, im Holländ. Heckse, im Engl. nur Hag, im Dän. Hexe, im Schwed. Hexa, im Span. Hechissera. Wachter leitet es von Hag, Haug, Hug, Gemüth, Nachdenken, her, so daß eine Hexe eigentlich eine kluge oder weise Frau bedeutet habe; Skinner von dem Lat. Saga; Frisch von dem alten egislik, fürchterlich, Egise, Schrecken, S. Ekel und Häßlich; Ihre von dem Isländ. hagur, klug, erfahren, künstlich, welches mit Wachters[1166] Ableitung überein kommt. Die Angels. Schreibart Haegesse, welche die älteste ist, scheinet wirklich die noch in Niedersachsen übliche weibliche Endung -sche zu verrathen, z.B. Schneidersche, für Schneiderinn. Das männliche Hag, jetzt Hake, ist noch im Schwed. üblich, wo es aber im nachtheiligen Verstande einen Betrieger, einen Schalk, bedeutet. Übrigens wird eine Hexe in Schlesien eine Bielweise, (im Slavonischen ist bielo weiß,) im Österreichischen eine Bockschickerinn, in Oberschwaben eine Druth, bey dem Pictorius ein Galsterweib, von dem veralteten galstern, bezaubern, im Fries. Wicke, im Angels. Wicca, Engl. Witch u.s.f. genannt. Eine Erzhexe heißt im Nieders. eine Strahlhexe. S. Zaubern und Schwarzkünstler.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 2. Leipzig 1796, S. 1166-1167.
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