Hinnen

[1188] Hinnen, ein Nebenwort des Ortes, der hiesige Ort, der Ort, wo sich die redende Person befindet, welches aber nur noch mit dem Vorworte von, und auch hier nur noch am häufigsten im Oberdeutschen und der dichterischen Schreibart der Hochdeutschen vorkommt. Von hinnen, von hier, von hier weg, hinc.


Reiß mich ja nicht so von hinnen,

Starker Gott,

Opitz.


d.i. von dieser Welt.


Muß ich vor dir von hinnen fliehn,

Haged.


Im Oberdeutschen ehedem auch ohne von. Ritest du nu hinnen, Kaiser Heinrich. Swenne si wil so fueret si mich hinnen, Heinr. von Morunge. Hina, hina, nimm inan, weg, weg mit ihm, Ottfr. Richi min n'ist hinana, mein Reich ist nicht von hinnen, ebend. Wo es ehedem auch verkürzt nur hynn, hin, lautete. Es ist ein Hirsch von hin nit serr, Theuerd. Kap. 33. Du kumbst lebendig nicht von hin, ebend. Kap. 74. Ich ways ein schön garten nit weit von hynn, ebend. Eben daselbst stehet es auch für das einfache hier. Ein solchs wetter ist gewesen, das ich mir vörcht hynn zu gnesen, hier auszudauern, Kap. 52. Ja bey dem Notker ist hinnan, und im Tatian fon hinan, von hier an, d.i. von der gegenwärtigen Zeit an. Es erhellet hieraus zugleich, daß dieses Nebenwort nicht zunächst von hin, sondern von hie, hier, abstammet, und daß die letzte Sylbe vermuthlich das Wörtchen an oder nahe ist, hie an, oder hie nah, bey dem Ottfried hienana. Im Angels. lautet es heonan, heonon. Im Schwed. ist hinnug hier her. In den niedrigen Sprecharten wird auch hierin häufig in[1188] hinnen zusammen gezogen. Wer wohnet hinnen? d.i. in diesem Hause.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 2. Leipzig 1796, S. 1188-1189.
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