Hohn, der

[1259] Der Hohn, des -es, plur. inus. ein in den gemeinen Sprecharten ungewöhnlich gewordenes Wort, welches nur noch in der edlern gebraucht wird. 1. * Schande; ein größten Theils veralteter Gebrauch. Denn ich muß leiden den Hohn meiner Jugend, Jer. 31, 19. In den alten Schriften kommt diese Bedeutung noch häufiger vor, wohin auch das bey dem Notker befindliche Huoh, Schande, und huohlich, schändlich, das Honida, Schande, honida, honiih, und honer, schändlich, bey dem Ottfried, das Franz. Honte und Ital. Onto, gehören. Selbst unser[1259] Deutsches Schande ist bloß durch den vorgesetzten Zischlaut aus dem Honida des Ottfried entstanden. 2. * Lästerung; eine gleichfalls veraltete Bedeutung, in welcher die biblische R.A. einem Hohn sprechen, wenigstens einige Mahl vorkommt; z.B. 2 Kön. 19, 4, 16. 3. Laute Verachtung, eine mit Spott verbundene Verachtung, in welchem Verstande es noch in der edlern und anständigern Schreibart gebraucht wird. 1) Eigentlich. Spott und Hohn erdulden müssen. Einem etwas zum Hohne thun. Wenn ich, der Urheber seines Unglückes, mit Hohn auf seine Ruinen herab sahe.


Der edelmüthge Hohn, der auf der Nase saß,

Sah jetzund hoch herab auf eines Läufers Spaß,

Zachar.


2) En Gegenstand des Hohnes. Du machst uns zum Spott und Hohn denen, die um uns sind, Ps. 44, 14.


Noch war der Römer Nam ein Hohn,

Ohn Ahnen und Geschlechte,

Romanzen.


Anm. In dieser dritten Bedeutung schon in dem alten Fragmente auf Carln den Großen bey dem Schilter Hone, bey dem Ottfried mit einem andern Suffiro Huah, Hue, im Dän. Haan, im Schwed. Hån, im Böhm. Hanha, bey dem Krainerischen Wenden Hamba. Das Griech. ονειδος, Beschimpfung, (Honida bey dem Ottfried,) ονƞμι, ich schimpfe, und ονƞτος, schimpflich, kommen, so wie das Latein. Honos, genau damit überein welches letztere nach Gellii Bemerkung ehedem ein Mittelwort war, welches so wohl Ehre als Schande bedeutete. S. Schande. Es scheinet von dem alten Wörtchen He! He! herzustammen, welches noch in den gemeinen Mundarten der Laut ist, womit man einen auszischenden Spott begleitet. Die eben daselbst noch üblichen, verheyen, verhöhnen, ausheyen, aushöhnen, geheyen, höhnen, kommen, so wie das Hue des Ottfried, dieser Partikel noch näher. Ehedem bedeutete es auch Zorn, Unwillen, Tadel u.s.f. welches es mit mehrern Wörtern dieser Art gemein hat. Die Niedersachsen gebrauchen dafür Spey und Spiet, und für höhnisch, spietsch; S. Spott.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 2. Leipzig 1796, S. 1259-1260.
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