Impfen

[1366] Impfen, verb. reg. act. den Zweig eines Baumes zur Fortpflanzung in die Rinde oder den Stamm eines andern befestigen, damit er mit ihm zusammen wachse. Kirschen auf wilde Stämme, Äpfel auf Birnstämme impfen. In den Spalt impfen, wenn das Reis ein einen Spalt, welcher in den oben abgeschnittenen jungen Stamm gemacht worden, gesetzet wird. In die Rinde impfen, wenn es in die gespaltene Rinde gesetzet wird. In den Kerb impfen, wenn es in eine Kerbe gesetzet wird, welche man in einen alten Stamm gehauen hat. Auch Krankheiten impfet man ein, wenn man sie durch Versetzung der Krankheits-Materie in den Körper fortpflanzt. Es ist im Oberdeutschen am üblichsten; im Hochdeutschen gebraucht man dafür pfropfen und in andern Gegenden pelzen. Aus dem Folgenden wird erhellen, daß es eigentlich die Fortpflanzung vermittelst eines Reises, nicht aber vermittelst eines Auges, wie Gottsched will, bedeutet, und daher von äugeln, oculiren, genau zu reden, noch verschieden ist. S. Einimpfen.

Anm. Bey dem Notker impiton, inserere, in Boxhorns Glossen kimpitota, inseruit, im Schwabenspiegel ympfen, ehedem auch impten, empten, im Angels. impan, im Engl. to imp, im Schwed. ympa. Schon in dem Salischen Gesetze ist Impotus ein Pfropfreis, nicht, wie Eckard will, von dem Lat. Impositus, sondern von in und dem Holländ. Poote, Pote, Nieders. Pate, ein Propfreis, eine Pflanze, ein junger Baum, Griech. φυτον, daher inpaten im Nieders. einpflanzen, Griech. εμφυτευειν, bedeutet, woraus das Oberdeutsche impfen in engerer Bedeutung entlehnet zu seyn scheinet. Das mittlere Latein. entare, Franz. enter, impfen, stammen gleichfalls daher, so wie das Engl. Impes, Imp, ein Pfropfreis, Wallis. Imp, Dän. Impe, Ympe, daraus verkürzet worden. Auf ähnliche Art sagen die Niedersachsen für impfen risen, von Ris, ein Reis, Pfropfreis.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 2. Leipzig 1796, S. 1366.
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