Inne

[1382] Inne, ein Nebenwort des Ortes, welches eigentlich das Vorwort in nach der alten Schreibart ist, da es inne lautete, jetzt aber nur noch in Gestalt eines Nebenwortes, aber auch hier nur in einigen Fällen, welche größten Theils in die Sprache des gemeinen Lebens gehören, üblich ist. Mitten inne, besser in der Mitte. Die zwischen beyden inne stehen, Gottsch. besser, zwischen beyden, oder zwischen beyden in der Mitte. Daß ihr ja von uns keinen Schaden irgend inne nehmet, 2 Kor. 7, 9; wenigstens in einigen Ausgaben, wofür andere haben irgend worinne, besser irgend worin. Am häufigsten gebraucht man es im gemeinen Leben und der vertraulichen Sprechart noch mit den Zeitwörtern bleiben, haben, halten, behalten und werden, mit welchen es von einigen unrichtig zusammen gezogen wird, da es doch ein wahres Nebenwort ist.

Mit bleiben. Inne bleiben, zu Hause bleiben, nicht ausgehen.

Mit haben. Etwas inne haben, es im Besitz, in seiner Gewalt haben, es inhaben, S. Inhaben. Also wohnte Israel -im Lande Gosen und hattens innen (inne) 1 Mos. 47, 27. Weil du hohe Gebirge innen (inne) hast, Jer. 49, 16. Wir haben das Land innen (inne,) Ezech. 11, 15. Als die nichts inne haben, und doch alles haben, 2 Cor. 6, 10.

Mit behalten. Etwas inne behalten, es bey sich, in seiner Gewahrsam behalten. Das Vieh inne behalten, im Stalle, es nicht austreiben. Einem den verdienten Lohn inne behalten, ihm denselben nicht geben. Sprichw. 11, 26 stehet dafür das ungewöhnlichere inhalten, S. Inhalt Anm.

Mit halten. 1) Inne halten, in einer Handlung aufhören, aufhören etwas zu thun, wenigstens auf einige Zeit; in der anständigern Sprechart einhalten, (S. dasselbe,) im gemeinen Leben auch inhalten, welches noch Ps. 83, 2, und Es. 62, 1 vorkommt; S. Inhalt Anm. Halten sie mit solchen Reden inne, Gell. Mit Singen, oder im Singen inne halten. Mitten in der Arbeit inne halten, mit Arbeiten inne halten. 2) Sich inne halten, nicht ausgehen, im Hause, in dem Zimmer bleiben.

Mit werden. Inne werden, gewahr werden, so wohl mit der vierten, als auch der zweyten Endung der Sache. So er des innena uuird, Willeram. Die uuurde sein niht innen, Stryk. Vuird man dez innan, Schwabensp. Des bin ich wol worden inne, Hesso von Rinach. Er versetzt Berge ehe sie es innen (inne) werden, Hiob 9, 5. Sie wurden mich nicht inne. Bist du es inne geworden, daß ich kam? Hier kannst du inne werden, wie in der Welt sich alles billig fügt, Gell. Im Isländ. ist inna erinnern.[1382]

Ehedem gebrauchte man es sehr häufig für das Vorwort in auch außer der Zusammensetzung. Da trage ich wol die werden inne tougen, Reinmar der Alte. Besonders für in und ein in den beziehenden Partikeln darin, worin u.s.f. Das lant da Gott vil menschlich inne gie, der Burggraf von Liunz, für darin. Das Grab, da der Mann Gottes inne begraben ist, 1 Kön. 13, 31. Ein Land da Milch und Honig innen fließt, 4 Mos. 13, 28. Das Dunkele, da Gott inne war, 2 Mos. 20, 21. Wo nicht Vernunft innen ist, Sir. 21, 14. Wovon in den Schreibarten darinne, darinnen, hierinne, hierinnen, worinne u.s.f. für darin, hierin, worin, noch ein Überbleibsel ist. S. In Anm. 4. Jetzt hat man es als ein Vorwort veralten lassen, und es in den angezeigten Fällen nur noch als ein Nebenwort behalten, da es denn, wenn es ein Vorwort vor sich hat, innen, ohne Vorwort aber inne lautet, ungeachtet man beyde im gemeinen Leben häufig zu verwechseln pfleget. S. das folgende. Im Schwed. lautet dieses inne gleichfalls inne, bey dem Ulphilas inn, im Angels. innan, innane, im Isländ. inni.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 2. Leipzig 1796, S. 1382-1383.
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