Inwendig

[1390] Inwêndig, adj. et adv. Superl. inwendigste, nach innen zu gewandt, im Innern befindlich. 1) Eigentlich, von dem Innern dem körperlichen Raume nach, oder von dem Innern eines Körpers; im Gegensatze des auswendig. Auswendig siehet das Haus schlecht aus, aber inwendig ist es desto schöner. Inwendig hohl seyn. Eine inwendige Hitze haben, einen inwendigen Frost empfinden, höret man im gemeinen Leben wohl zuweilen auch, allein es sind doch dafür innerlich und inner üblicher. Als ein Vorwort, mit der zweyten und dritten Endung, inwendig deinen Mauren, Ps. 122, 7, inwendig des[1390] Vorhanges, 2 Mos. 26, 33, hinter dem Vorhange, innerhalb des Vorhanges, ist es im Hochdeutschen völlig unbekannt. 2) In weiterer Bedeutung, von unkörperlichen Dingen. Ihr Inwendiges ist Herzeleid, Ps. 5, 10, ihr Vorstellungs- und Begehrungsvermögen. Der Neidische ist inwendig wie ein Gespenst, Sprichw. 23, 7, in seinem Herzen. Inwendig sind sie reißende Wölfe, Matth. 7, 15. Der inwendige Mensch, Röm. 7, 22. In welcher weitern Bedeutung es in der anständigen Schreibart gleichfalls veraltet ist, und gern mit innere, im innern vertauscht wird. Anm. Im Nieders. inwendig und binnen, im Dän. indvendig, bey den Schwäbischen Dichtern enbinne, bey dem Notker innuert. In dem alten Lege Ludovici et Lotharii von 840 kommt innenevuendium für innerhalb, dem Orte nach, vor.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 2. Leipzig 1796, S. 1390-1391.
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