Jacke, die

[1408] Die Jacke, plur. die -n, Diminut. das Jäckchen, Oberd. Jäcklein, ein altes Wort, welches ehedem ein jedes langes Überkleid so wohl des männlichen als weiblichen Geschlechtes bedeutete, aber zu verschiedenen Zeiten von verschiedenen Arten von Kleidungsstücken gebraucht worden. Sehr häufig kommt es in den mittlern Zeiten und in den verwandten Sprachen von einem Panzerkleide, einem Waffenrocke vor; daher noch bey den Jägern ein von Leinwand und Fischbein gemachter Harnisch, welchen man ehedem bey Saujagden den Hunden anlegte, damit sie nicht so leicht beschädigt werden möchten, unter dem Nahmen der Jacke oder des Panzers bekannt ist. Jetzt ist dieses Wort in der anständigen Schreibart veraltet, indem es nur noch in der niedrigen Sprechart, besonders auf dem Lande üblich ist, und daselbst theils ein kurzes Weiberkleid, welches kleiner als ein Wammes oder Kamisol ist, theils einen Kittel der Mannsleute bedeutet. Daher auch die R.A. einem etwas in die Jacke werfen, für, ihm ein Geschenk mit etwas machen, im verächtlichen Verstande,[1408] ihm die Jacke voll lügen, voll schlagen u.s.f. in die Sprache des niedrigen Umganges gehören. Nur das Dimin. Jäckchen ist noch in der anständigen Sprechart von einem kurzen, nach dem Leibe und zur häuslichen Bequemlichkeit gemachten Kleidungsstücke so wohl der Kinder als erwachsener Personen üblich, welches den Oberleib und die Arme bedecket, und auch ein Leibchen genannt wird.

Anm. Im Nieders. Jak, Jakke, im Engl. Jack, und im Diminut. Jacket, im Franz. Jaque und im Diminut. Jaquette, im Ital. Giacco, im Span. Jaco, im Schwed. Jacka, im Dän. Jakke. Das Griech. ιωγƞ, eine Decke, das Franz. Casaque, Ital. Casaco (S. Casakin) und das Niederdeutsche Hoik, ein Mantel, kommen genau damit überein. S. auch Jope. Schon bey dem Vegetius ist Jacca eine Art einer Pferdedecke, Schabracke.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 2. Leipzig 1796, S. 1408-1409.
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