Jammer, der

[1423] Der Jammer, des -s, plur. inus. 1) Ein hoher Grad des Klagens, des lauten Wehklagens. Man höret ein Geschrey zu Babel und einen großen Jammer in der Chaldäer Land, Jerem. 51, 54. So werdet ihr meine graue Haare mit Jammer in die Grube bringen, 1 Mos. 44, 29. Einen Jammer anfangen, einen großen Jammer führen. 2) Die Ursache dieses Jammers, der höchste Grad des Elendes, der Noth. Vor Jammer vergehen. In seinem Jammer vergehen. Der Jammer ist nicht auszusprechen. Ich mag den Jammer[1423] nicht sehen. Das ist doch Jammer und Schade, im gemeinen Leben, das ist sehr zu bedauern, wofür man auch mit Auslassung des und, das ist doch Jammer Schade, sagt. In engerer Bedeutung wird die Epilepsie oder fallende Sucht im gemeinen Leben häufig der Jammer genannt. Den Jammer haben. Im Jammer liegen. 3) Die Wirkung desselben bey andern, ein hoher Grad des Mitleidens. Es ist ein Jammer anzusehen. Etwas mit Jammer ansehen. Der Jammer kommt ihm in das Herz.

Anm. Bey dem Ottfried Jamor, wo es so wohl den Schmerz, als das Elend bedeutet, bey dem Notker Amerlichi, im Dän. Jammer, im Schwed. Jaemmer, im Isländ. Ymr, im Angels. Geomor. S. Jammern. Ein anderes nur in einigen Oberdeutschen Gegenden übliches Wort ist Jammer, eine große Menge, ein Jammer Leute, ein Jammer Wagen; wo es aus Gewimmel zusammen gezogen zu seyn scheinet.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 2. Leipzig 1796, S. 1423-1424.
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