Jauchzen

[1426] Jauchzen, verb. reg. neutr. mit dem Hülfsworte haben, seine Freude durch ein lautes Freudengeschrey an den Tag legen, und in weiterer Bedeutung, den höchsten Grad der Freude empfinden und äußern. Da nun Josua hörete des Volkes Geschrey, daß sie jauchzeten, 2 Mos. 32, 17. Da jauchzete alles Volk und sprach, Glück zu dem Könige, 1 Sam. 10, 24. Die Völker freuen sich und jauchzen, daß du die Leute recht richtest, Ps. 67, 5. In der höhern Schreibart auch mit der dritten Person des persönlichen Gegenstandes. Jauchzet dem Herrn alle Welt, Ps. 98, 4.


Dir jauchzte das von dir geschützte Vaterland,

Cron.


Ingleichen mit der zweyten Endung der Sache.


Jauchze dann des Siegs in deinem Herzen,

Weiße.


Anm. Dieses Zeitwort, welches in unsern alten Denkmählern nicht vorkommt, ist ein Iterativum oder Intensivum von dem im Hochdeutschen unbekannten jauchen, welches noch in den niedrigen Sprecharten juchen lautet, Griech. ιαχειν, und mit demselben von dem Zwischenworte juch, im Oberd. jauch, Griech. ιω, ιου, Latein. io, dem natürlichen Ausbruche der lauten ausgelassenen Freude, abstammet. Mit dem ey oder hey verlängert lautet dieses Zwischenwort auch juch hey! wovon man im Nieders. sagt, sein Vermögen verjuchheyen, mit Freuden durchbringen, daher ein solcher Verschwender auch ein Juchheyer genannt wird. So wie unser jauchzen von dem Oberd. jauch! herstammet, so hat man von juch! in den niedrigen Sprecharten juchzen, welches daselbst aber nur von der ausgelassenen, mit Schreyen begleiteten Freude des großen Haufens, besonders betrunkener Leute, üblich ist, dagegen jauchzen auch in der edlen besonders dichterischen Schreibart gebraucht wird. Das Griech. ιακχαζειν kommt damit selbst in der Form überein.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 2. Leipzig 1796, S. 1426.
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