Kante, die

[1494] Die Kante, plur. die -n, ein besonders im Nieders. übliches Wort. 1) Eigentlich, die Ecke, scharfe Seite eines Dinges. Vier Kanten haben, vier Ecken, vier scharfe Seiten. Ein Bret auf die Kante stellen, auf die scharfe Seite. 2) In weiterer Bedeutung, die äußerste Seite oder Fläche eines Dinges, der Rand. Die Seekante, die Seeküste. Die Kante eines Gefäßes, der obere Rand. 3) * Die Seite überhaupt, und in noch weiterm Verstande, ein jeder Ort; wo es doch nur allein im Nieders. gebraucht wird. An allen Kanten, allenthalben. 4) Figürlich, werden auch die genäheten, besonders aber die gewirkten und geklöppelten Spitzen, im Nieders. Kanten genannt, wegen des eckigen Randes derselben, daher sie auch im Hochdeutschen Spitzen und im Franz. Dentelles heißen; in welchem Verstande auch die Hochdeutschen dieses Wort von den Niederdeutschen angenommen haben.

Anm. Im Nieders. gleichfalls Kante, im Dän. und Schwed. Kant, im Ital. Canto, Cantone, im Franz. Coin. Das hohe Alter dieses Wortes erhellet auch aus dem Griech. κανθος, der Augenwinkel.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 2. Leipzig 1796, S. 1494.
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