Kaufen

[1521] Kaufen, verb. reg. act. welches ehedem von einem sehr weiten Umfange der Bedeutung war, jetzt aber nur noch in einigen sehr eingeschränkten Fällen üblich ist. Es hatte eine vierfache Hauptbedeutung, mit einem Handschlage versprechen, handeln, geben, und endlich nehmen.

I. * Mit einem Handschlage versprechen. 1. Eigentlich, in welcher im Deutschen längst veralteten Bedeutung das Schwed. köpa für versprechen überhaupt üblich war, wie aus Ihrens Glossario erhellet. 2. Einen Vertrag errichten, verabreden, von welcher Bedeutung im ältern Schwedischen gleichfalls häufige Beyspiele vorkommen.

II. * Handeln, Engl. to chaffer, d.i. durch kaufen und verkaufen seine Nahrung gewinnen; ein selbst im Deutschen noch nicht ganz veralteter Gebrauch. Im gemeinen Leben höret man noch häufig, mit jemanden kaufen, d.i. mit ihm handeln, es sey auf welche Art es wolle. Wohin auch die zusammen gesetzten Kaufmann, Kaufherr, Kaufhaus u.s.f. gehören.

III. * Geben; eine gleichfalls veraltete Bedeutung, welche so wie die figürliche, vergelten, noch im Schwedischen vorkommt, wovon Ihrens Glossarium nachzusehen ist. Eben daselbst wird es auch für verkaufen gebraucht, wovon in den R.A. etwas auf den Kauf machen, etwas zu Kaufe haben, auch im Deutschen noch Überbleibsel vorhanden sind.

IV. Nehmen, und zwar,

1. * In der weitesten Bedeutung dieses Wortes, in welchem veralteten Verstande es mit dem Lat. capere, accipere u.s.f. überein kommt. Ehedem sagte man, sich eine Frau kaufen, und von dem andern Geschlechte, sich einen Mann kaufen, wofür man jetzt das Zeitwort nehmen gebraucht; wovon Frisch einige Beyspiele anführet. Aich Es. 55, 1 scheinet es in dieser Bedeutung vorzukommen: kaufet ohne Geld und umsonst, beyde Wein und Milch. In einer Oberdeutschen Urkunde von 1400 werden die Einkünfte, welche jemand hat, seine Einnahmen, Kaufberig genannt.

2. Das Eigenthum einer Sache an sich bringen, es geschehe auf welche Art es wolle. 1) * In der weitern Bedeutung, für erwerben; eine wenigstens im Hochdeutschen veraltete Bedeutung. Si begunden das gotes reich nach ritters recht chouffen, Stryker. Kaufet euch Weisheit, weil ihr sie ohne Geld haben könnet, Sir. 51, 33. Ich rathe dir, daß du Gold von mir kaufest, Offenb. 3, 18. 2) In engerm Verstande, von besondern Arten dieses Erwerbes. (a) * Für dingen, miethen; eine im Deutschen jetzt ungewöhnliche Bedeutung, welche aber in den ältern Schriften so wohl der Deutschen als benachbarten Sprachen vorkommt. (b) * Für tauschen; ein im Hochdeutschen gleichfalls veralteter Gebrauch, in welchem choufan in den Monseeischen Glossen, und Chouf, für Tausch, bey dem Notker vorkommt. In manchen Kartenspielen kauft man noch Karten, wenn man seine Karten mit andern verwechselt. (c) * Vermittelst verkaufter Waaren Geld erwerben, Geld aus Waaren[1521] lösen; eine nur noch im Niedersächsischen übliche Bedeutung, wo man noch täglich sagt, viel Geld aus einer Waare kaufen, d.i. lösen. (d) Für Geld den Besitz, den Genuß einer Sache erwerben; eine auch noch im Hochdeutschen gangbare Bedeutung, wo es mit verschiedenen Vorwörtern gebraucht wird. Sich aus dem Gefängnisse kaufen. Sich in ein Amt kaufen. (e) In dem engsten und gewöhnlichsten Verstande, das Eigenthum einer Sache von dem andern gegen ein von demselben bewilligtes Geld an sich bringen; mit der vierten Endung der Sache. Ein Haus, einen Garten kaufen. Sich ein Gut kaufen. Seinem Freunde ein Buch kaufen. Für bares Geld kaufen, im Oberd. um. Ein Pferd für funfzig Thaler kaufen, im Oberd. um. Ich habe es von ihm gekauft. Wie hoch, wie theuer haben sie es gekauft? Ich habe es sehr wohlfeil gekauft. Einem etwas zu kaufen bringen. Etwas an sich kaufen. Ingleichen absolute, bey jemand kaufen, was man zu kaufen genöthiget ist, gewöhnlich von ihm kaufen.

Das Hauptwort die Kaufung ist nur in den Zusammensetzungen üblich.

Anm. In der letzten engsten Bedeutung schon bey dem Kero choufan, bey dem Ulphilas kaupan, im Nieders. kopen und köpen, im Angels. ceapan, im Engl. to cheapen, dingen, handeln, wo auch to keep nehmen ist, im Dän. kiobe, im Schwed. köpa, im Französ. achepter, acheter, von captare, accaptare, im Böhm. kupowati, im Finnländ. caupaan. Ihre hält die Bedeutung des pacisci für die erste ursprüngliche, und leitet daraus die übrigen im Schwedischen vorkommenden her. Frisch war schon um einen Schritt weiter gegangen, und hatte die Übereinkunft mit dem Lat. capere eingesehen. Nimmt man die übrigen ihm unbekannt gebliebenen Bedeutungen dazu, so wird es sehr wahrscheinlich, daß dieses Zeitwort von dem noch im Oberdeutschen nicht ganz veralteten Gaff, Gauf, die Hand, Hebr. כף, herstamme, S. Gäspe, von welchem allem Ansehen nach auch haben und gehen herkommen, zumahl da geloben und handeln, welche Bedeutungen kaufen ehedem auch hatte, gleichfalls von Hand, und Lof, die Hand, herkommen, und es noch jetzt üblich ist, Versprechen und Verträge mit einem Handschlage zu befestigen. S. Kaufschlagen. Im mittlern Lateine kommt accipere mehrmahls für emere vor.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 2. Leipzig 1796, S. 1521-1522.
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