Keil, der

[1536] Der Keil, des -es, plur. die -e, Diminut. das Keilchen, ein Wort, welches 1) in seiner weitesten und vielleicht eigentlichsten Bedeutung einen jeden langen dünnen Körper bedeutet zu haben scheinet; in welchem nunmehr veralteten Verstande es noch in Kiel in einer gedoppelten Bedeutung üblich ist, S. dasselbe. 2) In engerer Bedeutung ist der Keil ein jeder länglicher Körper, welcher an dem einen Ende dünner ist, als an dem andern, er sey übrigens rund oder eckig; in welchem Verstande es noch in einigen Fällen üblich ist. Die kegelförmigen Belemniten sind im gemeinen Leben unter dem Nahmen der Donnerkeile bekannt, weil man ehedem glaubte, daß sie mit dem Blitze auf die Erde fielen. Bey dem Suidas ist κƞλον ein hölzerner Pfeil, und im Engl. Kayle und Franz. Quille ein Kegel, welches Wort selbst hierher zu gehören scheinet. Im Oberdeutschen ist ein Keil Brot, ein Keil Butter, ein an einem Ende zugespitztes Brot, ein zugespitztes Stück Butter, wo es in einigen Gegenden auch Keidel lautet, und wofür im Hochdeutschen ein Weck üblich ist. Eine Ader Erz oder Stein, welche sich am Ende zuspitzt, heißt im Bergbaue ein Keil, so wie im gemeinen Leben eine jede[1536] Oberfläche der Erde, ein Stück Feldes, Wiese u.s.f. wenn es sich zuspitzet, diesen Nahmen führet. S. auch Keule. 3) In der engsten Bedeutung ist der Keil ein viereckter länglicher Körper, welcher sich von der Grundfläche an in eine gerade Schärfe verlieret, besonders so fern er gebraucht wird, einen andern Körper zu spalten. Das Holz mit Keilen spalten. Einen Keil einschlagen. Auf einen harten Ast gehöret ein harter Keil. Ein Keil treibt den andern. Ingleichen figürlich, was die Gestalt eines solchen Keiles hat. So ist in der Baukunst der Schlußstein auch unter dem Nahmen des Keiles bekannt, und in Niedersachsen wird auch der Zwickel eines Strumpfes der Keil genannt. Im weitesten Verstande ist ein jedes Werkzeug zum Stechen und Hauen eine Art eines Keiles.

Anm. Im Nieders. Kiel, im Dän. Kile, im Schwed. Kil, wo auch Kilt eine Falte bedeutet. Es ist ungewiß, ob der Begriff der Länge und Schärfe, oder des Spaltens und in weiterer Bedeutung des Schlagens, in diesem Worte der herrschende ist. Im Wendischen ist kalam, kloju, so wohl hauen und stechen als auch spalten, und selbst im gemeinen Leben der Hochdeutschen gebraucht man keilen oft für schlagen, prügeln. Darauf los keilen. Jemanden keilen. S. auch Keiler, Keilhaue und Keule.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 2. Leipzig 1796, S. 1536-1537.
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