Kerze, die

[1557] Die Kêrze, plur. die -n, Diminut. das Kerzchen, Oberd. das Kerzlein, im Oberdeutschen und der höhern Schreibart der Hochdeutschen, ein gerades Wachslicht, und in weiterer Bedeutung auch ein Talglicht. In noch weiterer Bedeutung ist es in dem Worte Räucherkerze oder Räucherkerzchen auch im Hochdeutschen üblich, S. dieses Wort.

Anm. Bey dem Ottfried Kerzi, im Nieders. Kars, und verderbt Kaste, im Schwed. Kerta, im Franz. Cierge, alle von dem mittlern Lat. Ciergius, und dieß von Cera, Wachs, Griech. κƞρος, daher dieses Wort anfänglich nur von den in den Kirchen üblichen Wachslichtern gebraucht wurde. In einigen Oberdeutschen Gegenden ist es männlichen Geschlechtes, der Kerz. Im Willeram heißt eine Rauchkerze Riuchgerda, daher Dieterichs von Stade Ableitung von Gerte, eine Ruthe, um der geraden Gestalt willen, auch ihre Wahrscheinlichkeit behält. Dem sey wie ihm wolle, so verdiente dieses Wort im Hochdeutschen allgemeiner zu seyn, indem das dafür übliche Licht zu vieldeutig ist, und daher oft Dunkelheit macht.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 2. Leipzig 1796, S. 1557.
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