Kimme, die

[1573] Die Kimme, plur. die -n, ein in zwey verschiedenen aber sehr genau verwandten Bedeutungen, so wohl einer scharfen Vertiefung, als auch einer scharfen Erhöhung übliches Wort; beydes aber nur noch in einigen einzelnen Fällen. 1. Einer scharfen Vertiefung, einer Kerbe. So wird bey den Jägern die Kerbe in dem Stocke an den Steckgarnen die Kimme genannt. Bey den Weberbäumen ist es der scharfe Einschnitt in das Zahnrad des Weberbaumes, worein die Klinke fällt. In dieser Bedeutung gehöret es zunächst zu Kieme, das Fischohr, Kammer, Kumpf u.s.f. welche alle einen vertieften hohlen Raum bezeichnen. 2. Eine scharfe Erhöhung, ein scharfer Rand, und in weiterer Bedeutung ein jeder Rand, gleichfalls nur noch in einigen einzelnen Fällen. 1) Bey den Böttchern wird der scharfe über den Boden hervor ragende Rand eines Fasses, welcher auch die Zarge heißt, die Kimme und bey andern die Kimming oder Kimmung genannt. Nieders. der Kimm, Engl. Chime, Schwed. Kim. Im Nieders. heißt daher ein Böttcher, welcher allerley Gefäße mit einem einzigen Boden verfertiget, ein Kimmker, welcher von einem Küper oder Küfer und Tonnenmacher oder Faßbinder daselbst noch unterschieden wird. 2) Der äußere Rand eines Schiffes heißt in vielen Gegenden die Kimme, Kimming oder Kimmung. 3) Im Niedersächsischen wird auch der Horizont, der äußerste Gesichtskreis auf freyem Felde, der Kimm genannt. Die Sonne gehet unter den Kimm, wenn sie untergehet.

Anm. In der Bedeutung der scharfen Erhöhung, des Randes, gehöret es mit Kahm, Keim, Kamm und keimen, zu dem Lat. Cima, Franz. Cime, der Gipfel eines Dinges, woraus auch unser Zinne entstanden ist. S. 3. Kamm.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 2. Leipzig 1796, S. 1573.
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