Kreischen

[1769] Kreischen, verb. reg. neutr. welches das Hülfswort haben erfordert, die Nachahmung eines hellen lauten Schalles ist, und diesen Schall von sich geben oder hervor bringen bedeutet. 1) Fett, wenn es über einem starken Feuer zergeht und gleichsam kochet, kreischet, wo dieses Wort in einigen Mundarten kröschen lautet, und auch active gebraucht wird, für in Fett braten. So laßt der Glieder Öhl auf glimmen Rösten kreischen, Lohenst. 2) Einen hellen Schrey thun, von Menschen und im gemeinen Leben. Vor Freuden, vor Schrecken kreischen. Laut aufkreischen. 3) Zuweilen auch für schreyen überhaupt, doch nur von einer hellen, widerlichen Art des Schreyens.


Und kreischend stimmt

Ein Rabenheer mit ein,

Weiße.


Anm. Im Nieders. krischen, krisken, im Dithmarsischen kröschen, im mittlern Lat. cruscire, im Franz. ehedem croissir, im Böhm. kriceti. Es ist das in der Natur gegründete Intensivum von schreyen und krähen, Nieders. kreyen. Das Niedersächsische kriten, Griechischeκερυττειν, κριζειν, unser kreißen, und andere mehr, drucken mehr und weniger ähnliche Arten des Schreyens aus. Im Alban. ist Krisma ein Geräusch. Im Oberdeutschen bedeutete Chradem ehedem ein Geschrey, und noch jetzt ist im Österreichischen der Kreidenschuß und das Kreidenfeuer ein Signal, die Gemeinde zusammen zu berufen. Übrigens wird dieses Wort in den gemeinen Mundarten gemeiniglich irregulär abgewandelt; Imperf. ich krisch, Mittelw. gekrischen. S. Kreißen.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 2. Leipzig 1796, S. 1769.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien:
Ähnliche Einträge in anderen Lexika