Laffe, der

[1867] Der Laffe, des -n, plur. die -n, Diminut. das Läffchen, ein junger unverschämter alberner Mensch, im verächtlichen Verstande, und von beyden Geschlechtern. Da kam der junge Laffe, Herrn Damons Mündel, und nahm sich allerhand Freyheiten heraus, Gell.


Er (Cotill) ging, und schlug im Gehen oft ein Rad,

O, schrie man, sehr den jungen Laffen,

Der den Verstand verloren hat,

Gell.


Anm. Im Nieders. Laffert, im Engl. Lob, Looby, im Griech. λωβƞ, im Schwed. Lappare, welches aber auch einen Trödler, der mit alten Kleidern handelt, bedeutet, und daher wohl von Lappen abstammet. Im Oberdeutschen, und selbst im Hochdeutschen ist für Laffe auch der Lapp, und im vertraulichen Scherze im Diminut. das Läppchen üblich, wovon unser läppisch unmittelbar abstammet.


Ich het warlich gmeint der Lapp

Solt gewist haben zu gan,

Theuerd. Kap. 22


In dem niedrigen Rotzläffel scheint die letzte Hälfte das Oberdeutsche Diminut. von Laffe zu seyn. Die meisten sind in Ableitung dieses Wortes auf das veraltete laffen, lecken, gefallen, welches noch in vielen verwandten Sprachen in dieser Bedeutung üblich ist, S. Lefze und Lippe. Sie erklären es daher durch einen jungen unerzogenen Menschen, der als ein Kind, nichts als die Zunge und Lippen gebrauchen kann, zu saugen und Brey zu lecken, wie sich Frisch ausdruckt. Sie unterstützen diese Ableitung durch das fast gleichbedeutende Lecker, welches sie auf ähnliche Art von lecken ableiten. Allein das vorige Laff, im gemeinen Leben Lapp, hat, besonders so fern es abgeschmackt albern bedeutet, mehr Recht auf die Verwandtschaft mit diesem Worte. S. auch Läffeln, ingleichen Läppisch. Wachters Ableitung von den Lappen, einer nördlichen Völkerschaft, ist so ungereimt als möglich. Im Arab. ist Lahw ein Kind und eine kindische Sache.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 2. Leipzig 1796, S. 1867.
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