Laus, die

[1943] Die Laus, plur. die Läuse, Diminut. das Läuschen, Oberd. Läuslein, ein Nahme verschiedener kleiner kriechender Insecten, deren Kriechen auf der Haut eine merkliche Empfindung macht. Dahin gehöret die Blattlaus, Aphis L. von welcher es verschiedene, theils geflügelte, theils ungeflügelte Arten gibt, welche sich auf den Pflanzen aufhalten, und von ihrem Safte leben. Von dieser Art sind die kleinen grünen Läuse an den Nelken. In engerer Bedeutung ist die Laus ein ungeflügeltes Insect, welches ein Maul mit einem Stachel hat, und sich an Menschen und Thieren aufhält, von deren Blute es lebt, und denselben durch Kriechen und Saugen beschwerlich wird, Pediculus L. Läuse haben, Läuse suchen u.s.f. In den niedrigen Sprecharten hat man von diesem verächtlichen Insecte, welches nur ein Kostgänger niedriger und unreinlicher Leute ist, verschiedene figürliche R.A. Er prangt, wie eine Laus auf einem Sammetkragen, sagt man von einem armen Menschen, der sich mit fremden Kleidern oder Vorzügen brüstet. Er sitzt so sicher, wie eine Laus zwischen zwey Nägeln, er befindet sich in der augenscheinlichsten Gefahr. Er würde eine Laus schinden um des Balges willen, eine Beschreibung eines im höchsten Grade filzigen Menschen. Sich eine Laus in den Pelz setzen, sich einen lästigen Menschen, oder eine beschwerliche Sache auf den Hals laden. Die Laus läuft ihm über die Leber, heißt es von einem, der leicht unwillig wird, wofür Kaisersberg sagt, das Würmlein ist ihm bald in die Nase geloffen. Er weiß einer jeden Laus eine Stelze zu machen, eine Beschreibung eines Menschen, der in fremden Angelegenheiten sehr weise ist. Eine Laus im Ohre haben, ein böses Gewissen u.s.f. Die Läuse der Thiere bekommen ihren Nahmen von den Thieren, auf welchen sie sich aufhalten. So hat man Hundsläuse, Schafläuse, Hühnerläuse, Bienenläuse u.s.f.

Anm. In den Monseeischen Glossen Luus, im Nieders. Luus, im Angels. Lus, im Engl. Louse, im Schwed. Lus, im Bretagnischen Laou, bey den Krainerischen Wenden Vsh. Frisch[1943] leitet es von dem Wend. lizu, kriechen, ab, mit welchem unser los verwandt zu seyn scheinet; Ihre hingegen bringt das Bretagnische lous, schändlich, unrein, oder das Griech. λυσσα, welches eine Art Würmer auf den Zungen der Hunde bedeutet, in Vorschlag. Das Verächtliche dieses Thieres und seines Nahmens klebt auch allen folgenden Ableitungen und Zusammensetzungen an, daher man sie in der edlen und anständigen Sprechart gern vermeidet. In der Rothwälschen Diebessprache wird eine Laus Hanswalter und Kimmer genannt.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 2. Leipzig 1796, S. 1943-1944.
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