Lauwine, die

[1951] Die Lauwine, plur. die -n, ein nur in den Schweizerischen Alpengegenden übliches Wort, eine von den Bergen herab fallende Masse Schnee zu bezeichnen. Eine Schnee oder Berglauwine, ein Klumpen Schnee, welcher von den steilen Bergen rollt, sich im Herabfallen vergrößert, und oft ganze Häuser und Dörfer bedecket, welche auch nur schlechthin eine Lauwine, Lawine, und verderbt eine Lauine, Lähne, Löwinn u.s.f. genannt wird. Eine Windlauwine, wenn sie von dem Winde los gerissen wird, oder auch schnell wie ein Wind daher fähret, und auch Staublauwine heißt, weil sie alles mit einem Schneestaube bedeckt; zum Unterschiede von einer Schlag- oder Grundlauwine, welche nicht so geschwind daher fährt, aber alles zu Boden schlägt, ja Bäume, Felsen und Berge mit aus dem Grunde reißet. Im mittlern Lat. Lavanchia, Lauina, in der Dauphinee Lavange, in andern Französischen Gegenden Avalange, Avalanche, in Savoyen Lavanche. Wohl nicht, wie Stumpf und nach ihm Frisch glauben, von dem Oberdeutschen leinen, aufthauen, weil solche Lauwinen am häufigsten bey dem Anfange des Thauwetters zum Vorscheine kommen, sondern unstreitig von dem Lat. labi, fallen; daher die Lauwinen auch an einigen Orten Schneeschlüpfen genannt werden. Schon Isidor sagt: Lavina, lapsum inserens. Und an einem andern Orte: Labina, eo quod ambulantibus lapsum inserat, dicta per derivationem a labe. Daher Labina im mittlern Lateine auch von einer morastigen Gegend gebraucht wurde. S. Murre.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 2. Leipzig 1796, S. 1951.
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