Leidlich

[2011] Leidlich, -er, -ste, adj. et adv. was sich leiden, d.i. ohne merkliche Unlust empfinden lässet; erträglich. 1) Eigentlich. Es ist leidlich warm. Eine leidliche Gestalt. Der Schmerz ist noch leidlich, lässet sich noch ertragen. Entschlossen, unser Leben durch die fröhlichste aller Erwartungen uns leidlicher zu machen, Sonnenf. 2) Figürlich, mittelmäßig. Er befindet sich ganz leidlich. Er hat einen leidlichen Antheil natürlichen Verstandes. Ein leidlicher Preis. Er ist so leidlich geschickt.

Anm. Im Oberd. leidentlich, erleidentlich. Leidlich hingegen kommt daselbst noch in der im Hochdeutschen veralteten Bedeutung für häßlich, abscheulich vor, Widerwillen, Ekel erweckend, Franz. laid, in welchem Verstande es schon in Boxhorns Glossen leidlih lautet. S. das Nebenwort Leid 1. und Leidig 2. Bey dem Ottfried ist leidlich elend.


Leitliche blike und groesliche ruiwe

Hat mir das herze und den lip nach verlorn,

Heinrich von Morunge;


wo es traurig, leidig bedeutet.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 2. Leipzig 1796, S. 2011.
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