Leiter, die

[2024] Die Leiter, plur. die -n, Diminut. das Leiterchen, Oberd. Leiterlein.

[2024] 1. Eigentlich, ein bewegliches Werkzeug, welches aus zwey senkrechten Stangen mit dazwischen befindlichen horizontalen Sprossen bestehet, vermittelst desselben in die Höhe zu steigen. Eine Leiter an die Mauer legen, oder lehnen, zum Hinansteigen. Auf die Leiter steigen. Die Leiter hinauf oder hinan steigen. Eine Stadt, den Wall mit Leitern besteigen, vermittelst derselben. S. Sturmleiter, Feuerleiter, Baumleiter, Gartenleiter u.s.f. Die Strickleiter, ein solches ganz aus Stricken bestehendes Werkzeug. Die Beweglichkeit, und die statt der Stufen in der Leiter befindlichen Sprossen unterscheiden sie von einer Treppe. Indessen gibt es auch tragbare Werkzeuge dieser Art, welche mit Stufen versehen sind, und doch Leitern heißen; dergleichen z.B. die Bücherleitern sind, daher die Beweglichkeit oder Tragbarkeit das Unterscheidungsmerkmahl zu seyn scheinet. Im Bergbaue werden die Leitern Fahrten genannt.

2. Figürlich, wegen einiger Ähnlichkeit in der Gestalt. 1) Die Leitern an einem Bauerwagen, die Wagenleitern, welche zu beyden Seiten des Wagens horizontal auf den Achsen liegen und sich an die Rungen, und bey den Rüsewagen auch an die Stämmleisten lehnen, dienen, die Dinge, welche man auf den Wagen ladet, zu halten. 2) Die Leiter bey der Tortur, ist ein einer Leiter ähnliches Werkzeug der Folter, auf welches der Inquisit mit rückwärts gebundenen Händen ausgedehnet wird. Den Inguisiten auf die Leiter ziehen oder spannen. S. Folter. 3) Die Schrotleiter, welche auch nur die Leiter schlechthin heißt, bestehet aus zwey horizontalen starken Bäumen, welche an den Enden und zuweilen auch in der Mitte durch Querhölzer befestiget sind, volle Fässer darauf in den Keller gleiten zu lassen. 4) Die Gradleiter an den Thermometern, Barometern u.s.f. die mit kurzen Querstrichen angedeuteten und mit Zahlen versehenen Grade; nach dem Latein. Scala. 5) Bey den Jägern werden einfache spiegelicht oder viereckig gestrickte Garne Leitern genannt. Die Laufleitern oder Steckleitern sind solche niedrige Garne, welche zum Abwehren der Feldhühner vor die Tücher gesteckt werden. S. auch Geleiter. 6) Die Leiter in der Mühle, dasjenige Gerüst, worin der Rumpf stehet, und an welchem auch die Winde befindlich ist.

Anm. In der ersten eigentlichen Bedeutung bey dem Notker Leitero, im Schwabensp. der Laiter, im Nieders. Ledder, im Holländ. Ladder, im Engl. Ladder, im Pohln. Letra. Es ist allem Ansehen nach von leiten, so fern es im Neutro ehedem gehen bedeutete, gebildet, ein Werkzeug zu bezeichnen, vermittelst dessen man in die Höhe gehet, oder steiget. Da es bey dem Kero mit vorgesetzten Hauchlaute auch Hleitar und im Angels. Hläddr lautet, so erhellet daraus die Verwandtschaft mit unserm Klettern, S. dieses Wort.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 2. Leipzig 1796, S. 2024-2025.
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