Liebden

[2057] Liebden, ein Abstractum, mit welchem sich nur noch fürstliche so wohl vermählte, als verwandte und nicht verwandte Personen, mit den Fürwörtern Euer oder im Schreiben Ew. Deine, Ihre, anzureden pflegen. Fürstliche Personen gleiches Standes pflegen sich mit Ew. Liebden anzureden, und königliche und kaiserliche Personen geben bloß fürstlichen entweder diesen Titel gleichfalls, oder, wie besonders von dem Kaiser in einigen Fällen geschiehet, nur Deine Liebden. Es bedeutet so viel als geliebt, und ist unser heutiges Liebe, mit welchem noch auf den Kanzeln die Prediger ihre Gemeine anzureden pflegen. Eure Liebe oder eure christliche Liebe wolle u.s.f. Im Theuerdanke wird die Königinn nur Euer Lieb angeredet. Im Ober- und Niederdeutschen sind mehrere Abstracta mit der Endung de üblich, welche im Hochdeutschen nur ein e haben; und im Nieders. ist so wohl Leeste als Leve für Liebe üblich. In den mittlern Zeiten wurde Agape auf ähnliche Art gebraucht. Aichinger und einige andere Sprachlehrer halten Liebden für den Plural; allein das n scheint vielmehr ein bloßer müßiger Oberdeutscher Anhang zu seyn.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 2. Leipzig 1796, S. 2057.
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